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Es kann nur eine geben - oder etwa nicht? Queen Elizabeth (Aufnahme aus dem Jahr 2020).

© dpa

Queen Elizabeth II.: Sie ist nicht die Letzte ihrer Art

Die britische Monarchin hat immer darauf hingearbeitet, Glied einer historischen Kette zu werden. Über Ersetzbarkeit als Prinzip der Thronfolge. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Deike Diening

Wenn am Donnerstag in Großbritannien die Feierlichkeiten zum Platin-Thronjubiläum der Queen beginnen, bewundert auch die Welt die Einzigartigkeit dieser sagenhaft langen Regentschaft: Die schiere Tatsache, dass Queen Elizabeth II. noch immer im Amt ist, nach 70 Jahren, mit 96 Jahren! Ihre Anhänger sind sich einig: Unersetzbar, diese Frau.

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Und sogar Menschen, die die Monarchie als Ganzes für Plüsch der Zivilisation halten, können kaum anders, als die Queen persönlich zu respektieren. Viele Menschen, ob sie für oder gegen die Monarchie sind, glauben: Nach der Queen kann eigentlich niemand mehr kommen, der ihre Rolle wie sie auszufüllen in der Lage wäre.

Im vergangenen Jahr wurde die Queen zur Witwe, sie geht nun öfter am Stock, lässt sich bei Terminen vertreten. Mit geradezu makabrer Regelmäßigkeit veröffentlichten Medienhäuser versehentlich ihre vorbereiteten Nachrufe.

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An die Queen zu denken, heißt, das nahende Ende ihrer Regentschaft zu erahnen. Und so werden auch Stimmen laut, ob nicht ihr Tod, der bedauerlicherweise irgendwann eintreten wird, eine gute Gelegenheit wäre, die Monarchie als Ganzes abzuschaffen.

Doch: Ersetzbarkeit ist das Prinzip der Thronfolge. Seit Elizabeth mit elf Jahren begriffen hatte, dass die Krone zu ihrer Lebensaufgabe werden würde, hat sie darauf hingearbeitet, nicht etwa unersetzbar, sondern das Glied einer Kette zu werden. Sich dieser Kette Gekrönter würdig zu erweisen, als Teil von etwas Größerem.

Keine persönlichen Schwächen, nie. Stattdessen Pflicht

Seit ihr Onkel King Edward 1936 abdankte, weil er lieber die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten wollte, als das Schicksal Englands zu bestimmen, seitdem deshalb dessen Bruder George, ihr Vater, König werden musste, soll Elizabeth diesen Schrecken mit sich herumgetragen haben, dass die gesamte Monarchie durch persönliche Schwäche in Gefahr geraten könnte. Ihre Antwort war, sich keine persönlichen Schwächen zu erlauben. Nie. Stattdessen Pflicht.

[Lesen Sie zudem: Zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen – Zu Bett geht sie mit einem Glas Champagner (T+)]

Und so hat Elizabeth II. seit ihrer Krönung im Jahr 1952 mit 25 Jahren das Amt über ihre Person gestellt, die Pflicht über das Vergnügen, die Bedürfnisse des Landes über diejenigen ihrer Familie. Einige sagen, dass sie darin übertrieben habe.

Den zwei Generationen nach ihr ist diese Strenge oft bitter aufgestoßen, in dieser Familie, in der alles auf Dauer angelegt ist. Und wo alles, was dieses Ziel gefährden könnte, auf Abstand gehalten wird: Diana, Harry, Andrew.

Monarchie als britische Pfahlwurzel

Im Zeitalter des Massenkonsums, gewidmet der individuellen Glückssuche jedes Einzelnen, wiegt die sperrige Einzigartigkeit der „Firma“ umso schwerer. In den Nachbeben des Brexits mussten die Politiker erkennen, dass sie mit dem viel herbeizitierten Empire ein totes Pferd geritten hatten.

Aber die Monarchie, die lebte. Sie ist nun die Pfahlwurzel, die bis in die imperialen Zeiten zurückreicht, bis in wasserführende Schichten, wo sie nun aus der Geschichte Nahrung zieht für die Gegenwart. Für das Gefühl von Identität und Kontinuität.

Es gab Königinnen in England – Frauen waren es immer –, nach denen Zeitalter benannt worden sind, da ist das elisabethanische und das viktorianische. Königinnen waren das, die zu ihrer Zeit ebenso unersetzbar erschienen sein müssen wie heute Elizabeth. Doch alle Herrscher haben die Kronjuwelen von ihren Kindern nur geliehen. Ihre Aufgabe ist vor allem der Erhalt der Form. Wenn es gelingt, die Form zu halten, findet sich der Inhalt.

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