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Linke Aktivisten bei einer Sitzblockade

© Christian Mang/Reuters

Leipziger Polizei im Großeinsatz: Sitzblockaden stoppen Rechte – doch die große Eskalation bleibt aus

Sowohl linke als auch rechte Initiativen gingen aus Wut über steigende Energiepreise in Leipzig auf die Straße. Die Situation war immer wieder unübersichtlich.

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Gleich zu Beginn, kurz nach 19:00 Uhr, machte der Leipziger Linken-Politiker Sören Pellmann auf dem Leipziger Augustusplatz deutlich, mit wem man an diesem Montagabend nicht demonstrieren wollte.

Äußerungen des „Rassismus, des Nazissmus, des Antisemitismus oder der Kriegsverherrlichung haben auf diesem Platz nichts verloren“, sagte der Bundestagsabgeordnete und leitete damit seine Rede ein, in der er sich vor allem über die aktuelle Energiekrisenpolitik der Bundesregierung ausließ.

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Dass eine solche Distanzierung auf einer Kundgebung der Partei „Die Linke“ überhaupt für nötig erachtet wurde, hat vor allem mit denen zu tun, die parallel auf der anderen Seite des Augustusplatzes demonstrierten. Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ hatten ihre Anhänger seit Tagen dazu aufgerufen, ebenfalls an den Protesten der Linken teilzunehmen. Das Kalkül: Das Bild einer Querfront, ungeachtet des politischen Hintergrunds, die gemeinsam gegen steigende Strom- und Energiepreise demonstriert.

Über Telegram versuchten die Rechtsextremisten ihren Fans zu suggerieren, dass links und rechts gemeinsam auf einer Kundgebung sprechen werden. So verbreitete die Führungsriege der Partei ein Mobilisierungsaufruf, auf denen sowohl die Namen der Linken-Politiker Gregor Gysi und Sören Pellmann als Redner aufgelistet sind als auch die, bekannter Rechtsextremisten wie des Chefredakteurs des vom Verfassungsschutz beobachteten „COMPACT“-Magazins, Jürgen Elsässer.

Linken-Politiker Pellmann erstattete Anzeige gegen die „Freien Sachsen“ für die Verwendung seines Namen auf dem Flyer. Das Landgericht Leipzig gab ihm Recht.

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Statt wie von den Rechtsextremisten gewünscht, gemeinsam zu demonstrieren, sorgte die Leipziger Polizei durch Absperrungen für zwei getrennte Veranstaltungen. Doch selbst für die Großlagen erprobte Leipziger Polizei war dieser Einsatz kein alltäglicher.

Insgesamt mehr als sieben angemeldete Kundgebungen und Proteste aus unterschiedlichen politischen Spektren stellten die Beamten vor eine große Herausforderung. Insbesondere als eine vierstellige Anzahl von Anhängern der „Freien Sachsen“ sich auf dem Leipziger Ring in Bewegung gesetzt hatte, kam es zu teils chaotischen Szenen.

Schon nach wenigen hundert Metern geriet der Aufzug der Rechten ins Stocken. Hunderte linke Gegendemonstranten blockierten an verschiedenen Stellen die Fahrbahn, die Stimmung kochte zwischenzeitlich hoch, als nur eine dünne Polizeisperre die unterschiedlichen politischen Lager voneinander trennte.

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Vereinzelt griffen Rechtsextremisten Teilnehmer des linken Protests an oder versuchten eigenhändig, die Sitzblockaden zu räumen. Aber auch Anhänger der „Freien Sachsen“ wurden durch das gegnerische Lager attackiert, wie Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken zeigen.

Unter den Rechten befanden sich zahlreiche bekannte Akteure der Szene, wie der Neonazi Michael Brück aus Chemnitz oder der erst vor kurzem wegen Volksverhetzung verurteilte rechtsextreme Videoblogger Nikolai Nerling.

In einer ersten vorsichtigen Bilanz sprach der Sprecher der Leipziger Polizei, Olaf Hoppe, dem Tagesspiegel gegenüber von einem zwar „dynamischen“ und „unübersichtlichen“ Einsatzgeschehen. Dennoch sei es den Einsatzkräften gelungen, die gegnerischen Lager in den meisten Fällen auseinanderzuhalten. Die sächsische Polizei war mit zahlreichen Hundertschaften vor Ort, vereinzelt kam es nach Tagesspiegel-Informationen auch zu Festnahmen.

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