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Skepsis gegenüber Merz-Regierung: Mehr als 80 Prozent der Deutschen halten grundlegende Rentenreform für erforderlich
Schwarz-Rot hat eine Kommission eingesetzt, die Vorschläge für den großen Wurf bei der Alterssicherung machen soll. Die Bürger betrachten dies einer Umfrage zufolge als nötig, trauen es der Koalition aber nicht zu.
Stand:
Kurz vor Weihnachten hatte der Bundesrat den Weg für das Rentenpaket der schwarz-roten Koalition von Kanzler Friedrich Merz (CDU) freigemacht. Zwei Tage zuvor hatte das Bundeskabinett eine Rentenkommission eingesetzt. Sie soll bis zum Sommer Vorschläge machen, wie die Altersvorsorge gesichert und eine Überlastung von Beitrags- und Steuerzahlern vermieden werden kann – auch nach dem immer zahlreicheren Renteneintritt der Babyboomer.
Zweifel gibt es unter anderem aus der Wirtschaft daran, ob Union und SPD die Ideen tatsächlich umsetzen werden. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat einer Umfrage zufolge in diesem Punkt aber eine klare Meinung: 82 Prozent der Wählerinnen und Wähler halten eine grundlegende Reform der gesetzlichen Rente für erforderlich. Neun Prozent verneinen dies – weitere neun Prozent zeigen sich in der Erhebung des Instituts Civey für die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unentschieden.
Und auch unter den Bürgerinnen und Bürgern herrscht in diesem Punkt große Skepsis gegenüber Union und SPD: Nur 20 Prozent trauen einer schwarz-roten Bundesregierung zu, so eine grundlegende Rentenreform auf den Weg zu bringen. 69 Prozent glauben nicht daran – elf Prozent zeigen sich unentschieden.
Mehrheit will Renteneintritt an Beitragsjahre koppeln
60 Prozent hielten es zudem für richtig, wenn sich der Renteneintritt nicht am Lebensalter, sondern an der Zahl der Beitragsjahre orientieren würde. 24 Prozent sprechen sich gegen einen entsprechenden Vorschlag aus – 16 Prozent zeigen sich unentschieden. 81 Prozent sprechen sich dafür aus, dass auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Zwölf Prozent stimmen dagegen, sieben Prozent sind hier unentschieden.
Der Wirtschaftsprofessor Jens Südekum hatte vorgeschlagen, den Renteneintritt nicht mehr an das Alter, sondern an die Zahl von Beitragsjahren zu knüpfen. Vor allem von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) kam der Vorschlag, Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einzahlen zu lassen, um die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung zu verbessern.
Bei aller Unterstützung für eine grundlegende Reform äußerten viele Befragte das Bedürfnis nach einer sicheren Rente: Knapp zwei Drittel (60 Prozent) finden es richtig, das Rentenniveau langfristig zu sichern, auch wenn dadurch hohe Kosten entstehen (dagegen sind 23 Prozent, unentschieden 17 Prozent).
Drei Viertel sind gegen Kürzung der Rente
Drei Viertel der Befragten (76 Prozent) lehnen es zudem ab, die gesetzliche Rente zu kürzen, um ihre Finanzierung zu sichern. Dafür sind 14 Prozent, zehn Prozent sind unentschieden.
Jüngere stehen Rentenkürzungen deutlich positiver gegenüber als Ältere. Unter den 18- bis 29-Jährigen fänden 37 Prozent Rentenkürzungen richtig (dagegen 53 Prozent, unentschieden zehn Prozent), unter den Rentnern der kommenden Jahre in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen unterstützen nur sieben Prozent Rentenkürzungen (83 Prozent dagegen, zehn Prozent unentschieden).
Civey befragte vom 16. Dezember bis zum 22. Dezember online rund 5000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,6 Prozentpunkten. (lem)
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