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Immer wieder autsch!

© iStock, Popov

Menstruationsschmerz als Krankschreibungsgrund: So macht man den weiblichen Körper wieder zum Dienstplan-Risiko

Was in Spanien jetzt möglich ist, kann Deutschland sich aus mehreren Gründen sparen. Wenn es um die Regel geht, wäre ein anderer Fokus besser. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Dass viele Frauen während ihrer Monatsblutungen Schmerzen haben, musste sich als öffentliches Thema seinen Platz erst erkämpfen. Lange wurde darüber nur mit gesenkter Stimme gesprochen oder getuschelt, es war schambehaftet und auch ein bisschen igitt. Spanien hat dem Frauenleiden nun einen breiten roten Teppich ausgerollt und daraus explizit einen Grund für Krankschreibungen gemacht. Premierminister Sanchez fand sich damit feministisch. Ist das auch ein Vorbild für Deutschland? Eher nicht.

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Denn man kann das mit guten Gründen auch ganz anders sehen. Hierzulande können Frauen, die sich vor Schmerz nicht gerade halten wollen und können, ohnehin auch ohne Sonderregelungen eine Arbeitsunfähigkeit vom Arzt bescheinigen lassen, oder sie brauchen die gar nicht, weil der Schmerz nach einem Tag nachlässt, und viele Betriebe bei einem „Krank-Tag“ kein Attest verlangen. Und letztlich macht es doch auch keinen Unterschied, was genau auf der Krankschreibung als Diagnose steht.

[Lesen Sie dazu bei Tagesspiegel Plus auch diesen Beitrag: Mit Regelschmerzen nicht ins Büro? Spanien stößt eine grundsätzliche Debatte an.]

Ob es einen gesellschaftlichen Trend gebe, der das Thema Menstruation unbedingt enttabuisieren möchte, sei dahingestellt. Dass es aber einen recht großen Aufklärungsbedarf über alles, was damit zu tun hat, gibt, konnten Umfragen belegen. Die fanden meist unter Schülerinnen statt, die sich mit dem Beginn ihrer Periode in lauter Unwohlsein- und Peinlichkeitssituationen wiederfanden. Hier mehr Licht drauf zu geben und die Aufklärung zu verstärken, ist ganz sicher sinnvoll.

Erwachsene Frauen dürften dagegen in aller Regel in der Lage sein, selbst zu entscheiden, wie sie mit dem Thema und dem Tabu umgehen sollen. Daher ist zu bezweifeln, dass es unbedingt im Zusammenhang mit der Arbeitswelt einen neuen Umgang damit braucht. Und nicht zuletzt: Für alle Betriebe, die Personal suchen, würde durch eine breite Debatte über diesen geschlechtsspezifischen Krankschreibungsgrund nochmal ganz klar gemacht, dass der Körper der Frau ein Risiko für die Dienstpläne ist.

Nicht nur könnten Frauen schwanger werden, sie könnten auch Monat um Monat für ein, zwei Tage ausfallen, weil ihnen etwas im Unterleib herumkrampft. Da wählt man vielleicht doch besser einen Mann aus, oder? 

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