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Politik: Somalias Flüchtlinge hoffen auf Kenia

An der Grenze sammeln sich Tausende Verzweifelte / Botschaftsattentäter doch nicht getötet

Nairobi - Der amerikanische Botschafter in Kenia hat Berichte über den Tod eines gesuchten führenden Al-Qaida-Terroristen in Somalia dementiert. „Fazul Abdullah Mohammed wurde weder getötet noch gefangen genommen“, sagte Botschafter Michael Ranneberger, der auch für Somalia zuständig ist, in Nairobi. Er sagte zudem, es habe bei dem US-Angriff am vergangenen Sonntag keine zivilen Opfer gegeben. Mohammed gilt als Verantwortlicher für die Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 mit mehr als 200 Todesopfern. Somalische Regierungsvertreter und US- Medien hatten berichtet, er sei bei dem Luftangriff getötet worden.

Äthiopien gab bekannt, dass seine Luftwaffe bereits seit sechs Tagen Luftangriffe gegen mutmaßliche Terroristen in Somalia fliege. Die Islamisten seien nicht vollständig besiegt, die Verfolgung der Milizen werde fortgesetzt, teilte das Informationsministerium in Addis Abeba mit. Nach Augenzeugenberichten sind bei den Luftangriffen nahe Ras Kamboni an der Küste und weiter nördlich im Grenzgebiet zu Kenia mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen viele Zivilisten. Nach Angaben mehrerer Krankenstationen im Süden Somalias wurden bei den seit Tagen anhaltenden Luftangriffen bislang mindestens 74 Menschen getötet. Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi sprach von acht „Terroristen“, die getötet worden seien. Die US-Regierung bestritt, dass es nach dem Luftangriff vom Sonntag weitere Einsätze von amerikanischen Flugzeugen und Helikoptern gegeben habe.

Etwa 100 Somalier, die bei den Luftangriffen der vergangenen Tage verletzt worden sind, sind nach Informationen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) auf dem Weg zur kenianischen Grenze. „Wir sind sehr besorgt, da die Grenze weiterhin geschlossen ist“, sagte ein Sprecher des UNHCR. Zudem halten sich nach Angaben von Hilfsorganisationen bis zu 7000 somalische Flüchtlinge im Grenzgebiet auf, denen der Weg nach Kenia versperrt ist. Kenia befürchtet, dass unter ihnen Angehörige der islamischen Milizen sein könnten. In den nahe gelegenen Flüchtlingslagern in Dadaab leben zum Teil seit Jahren bereits mehr als 160 000 somalische Flüchtlinge. In Kenia leben mindestens 200 000 Flüchtlinge aus Somalia, viele in der Hauptstadt Nairobi.

Im Jahr 2006 haben zudem nach UN-Informationen mindestens 11 000 Somalier in kleinen Booten ihr Land verlassen und sind nach Jemen geflüchtet. 50 Dollar müssen sie Schleppern für ihre Überfahrt geben. Manchmal eröffneten Soldaten in Jemen das Feuer auf Flüchtlinge. Hunderte sind dabei ertrunken. In Flüchtlingslagern in Jemen leben nach Angaben des UNHCR mindestens 90 000 Menschen.

In der Hauptstadt Mogadischu spitzt sich die Lage zu. Am Mittwoch riegelten Soldaten der somalischen Übergangsregierung Teile der Stadt ab und gingen von Haus zu Haus, um Waffen zu konfiszieren. Dabei kam es zu Schießereien.

Der UN-Sicherheitsrat äußerte sich besorgt über die Lage in Somalia. Der amtierende Vorsitzende und russische UN- Botschafter Witali Tschurkin forderte einen umfassenden politischer Dialog zwischen den somalischen Kräften. dpa/deh

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