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Deutsche Geiseln im Irak: Sorge nach Ablauf des Ultimatums

Die Bundesregierung bangt weiter um das Leben der zwei im Irak entführten Deutschen. In der Nacht zum Dienstag lief das Ultimatum der Geiselnehmer ab - bisher haben sie ihre Morddrohung offenbar nicht wahrgemacht.

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Berlin/Bagdad - Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte, man sei "weiter darum bemüht, die unversehrte Rückkehr der beiden Deutschen zu ermöglichen". Zu möglichen Kontakten oder neuen Forderungen machte das Ministerium keine Angaben.

Die Geiseln, eine 61-jährige mit einem Iraker verheirate Deutsche und ihr 20-jähriger Sohn, waren vor sechs Wochen aus Bagdad verschleppt worden. Per Video-Botschaft hatten die Entführer die Bundesregierung aufgefordert, binnen zehn Tagen mit dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu beginnen, und mit der Ermordung der Deutschen gedroht. Die Frist verstrich in der Nacht zum Dienstag. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Vortag klargestellt, dass Deutschland "nicht erpressbar" sei.

Am Montag hatte der irakische Vizepräsident Tarek al-Haschimi die Entführer der beiden deutschen Geiseln aufgefordert, diese sobald als möglich freizulassen. In der Erklärung al-Haschimis hieß es: Wenn die Iraker dagegen seien, dass die Amerikaner irakische Frauen unrechtmäßig festnähmen, "wie können wir da selbst ein derartiges Benehmen (der Geiselnehmer) tolerieren?" Da sich die Geiselnehmer zuerst an die Verwandten der Entführten gewandt hatten, wird vermutet, dass es diesen um Lösegeld geht, die politischen Forderungen also nur vorgeschoben sind.

Diskussionen um weitere Entwicklung im Irak

Der Ablauf der zehntägigen Frist der Entführer markierte zugleich den vierten Jahrestag des Beginns des Irak-Krieges. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), warnte angesichts der dramatischen Lage im Land vor einem Flächenbrand in der Region. Derzeit gebe es "eine Art Bürgerkrieg, der längst die Existenz des Staates Irak bedroht und der jederzeit eine ganze Region in Flammen setzen kann", sagte der Staatsminister. Die Gefahr sei real, dass der Irak in einen sunnitischen, einen schiitischen und einen kurdischen Teil zerfalle. Das müsse man "auf jeden Fall versuchen zu verhindern". Deutschland bemühe sich gemeinsam mit anderen Staaten, zu einer Stabilisierung der Situation beizutragen.

Auch der CDU-Außenexperte Eckart von Klaeden mahnte weitere Beiträge zur Stabilisierung der Lage im Irak an. Deutschland könne dafür mehr als bisher tun, sagte er. Klaeden schlug die Gründung einer deutsch-irakischen Handelskammer vor, die ihren Sitz zunächst außerhalb des Irak nehmen könne. Auch könne stärker im Norden des Irak investiert werden, der zum großen Teil als befriedet gelte. "Wir müssen dafür sorgen, dass es auch im Irak Zonen der Hoffnung gibt, die Beispiel sein können für andere Teile des Landes." (tso/dpa/ddp)

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