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Politik: Spaniens Armee riegelt Exklaven in Afrika ab

Ceuta/Melilla - Die neue Abschreckungspolitik an den Grenzzäunen der spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla sorgt nach dem tödlichen Flüchtlingsdrama zunächst für Ruhe an den Sperranlagen. Spanische Legionäre patrouillierten am Freitag mit Gewehren im Anschlag an den Stacheldrahtwällen der beiden Garnisonsstädte, welche die einzigen beiden Landgrenzen der EU mit Afrika darstellen.

Ceuta/Melilla - Die neue Abschreckungspolitik an den Grenzzäunen der spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla sorgt nach dem tödlichen Flüchtlingsdrama zunächst für Ruhe an den Sperranlagen. Spanische Legionäre patrouillierten am Freitag mit Gewehren im Anschlag an den Stacheldrahtwällen der beiden Garnisonsstädte, welche die einzigen beiden Landgrenzen der EU mit Afrika darstellen. Ein Riesenaufgebot marokkanischer Soldaten riegelte auch auf der anderen Grenzseite den Zaun ab, um weitere Massenattacken afrikanischer Armutsflüchtlinge auf die beiden spanischen Außenposten zu verhindern.

In der Nacht zum Donnerstag waren bei einem Massenansturm auf die zu Spanien gehörende Exklave Ceuta an der marokkanischen Küste fünf Menschen ums Leben gekommen. Spanien und Marokko beschuldigten sich gegenseitig, am Tod der fünf Afrikaner schuld zu sein. Alle fünf, darunter inoffiziellen Angaben zufolge auch ein Baby, erlitten nach den bisherigen Informationen Schussverletzungen. Aus marokkanischen Quellen verlautete, „die spanische Grenzpolizei schoss auf die Angreifer“. Spaniens Grenzkommando erklärt derweil, es sei „keine scharfe Munition“ abgefeuert worden – nur Gummigeschosse. Der spanische Regierungschef José Luis Zapatero kündigte seinerseits eine „sofortige Untersuchung“ an.

Mehr als 500 afrikanische Flüchtlinge hatten gleichzeitig am frühen Donnerstagmorgen mit Leitern den rund acht Kilometer langen doppelten Grenzzaun von Ceuta gestürmt. Rund 160 von ihnen gelang der Sprung über den Stacheldrahtwall, der zwischen drei und sechs Meter hoch ist. Weit über 100 wurden durch die messerscharfen Dornen des Doppelzaunes, Schlagstockhiebe und auch durch Kugeln verletzt.

„Ich hörte Schüsse, viele Schüsse“, erzählte später einer jener Flüchtlinge, die es auf spanisch-europäischen Boden geschafft hatten. „Ich bin nur noch gerannt, ohne nach hinten zu gucken“, berichtete er weiter. Die humanitäre Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, die sich seit zwei Jahren an der Erstversorgung der afrikanischen Flüchtlinge auf marokkanischer Seite beteiligt, berichtete indes von schweren Misshandlungen der Flüchtlinge durch die Grenzpolizei beider Seiten.

Ralph Schulze

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