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Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) will in seinem Haus „Start-up-Mentalität“ verbreiten.

© dpa/Michael Kappeler

Exklusiv

Start-up-Mentalität?: Im Digitalministerium läuft die Bewerbung per Excel und PDF

Wer im neuen Digitalressort arbeiten will, muss sich bewerben. Doch das Verfahren ist alles andere als modern und online.

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Nur digital bist du dabei, müsste eigentlich die oberste Einstellungsvoraussetzung für die neuen Mitarbeiter des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) lauten. Schließlich hatte ihr Chef, Digitalminister Karsten Wildberger (CDU), sein Haus als „Ministerium mit Start-up-Mentalität“ bezeichnet. Und in Start-ups werden gerne die neuesten Apps oder KI-Programme getestet.

Im Digitalressort setzt man hingegen lieber auf Altbewährtes: Bei den Stellenausschreibungen, die seit Mitte August auf der Internetseite des BMDS veröffentlicht wurden, können interessierte Kandidaten und Bewerberinnen ihre Unterlagen nicht etwa schnell und unkompliziert digital einreichen, es wird auch keines der etablierten Bewerbungsportale des Bundes wie Interamt oder „bund.de“ verwendet.

Vielmehr sollen alle Interessierten einfach einen Lebenslauf per E-Mail einsenden. Immerhin wurde – ganz in lässiger Start-up-Mentalität – auf ein aufwendiges Anschreiben verzichtet.

Wer also seinen Lebenslauf als PDF eingesandt hatte, erhielt eine Bestätigungsmail, an die eine Excel-Tabelle angehängt war. „Für den Fortgang und einen zügigen Abschluss des Auswahlprozesses benötigen wir weitere Angaben, die Sie bitte in der anliegenden Tabelle machen“, heißt es in der Mail.

In besagter Excel-Tabelle müssen Bewerber dann erneut Daten aus dem Lebenslauf wie Namen, Anrede, Studienabschluss und weiteres hineinkopieren. Das Personalmanagement dankt schriftlich.

Gesucht werden jedenfalls mehrere Referentinnen und Sachbearbeiter. Insgesamt hat das Digitalministerium 150 neue Planstellen und Stellen beantragt (Tagesspiegel Background berichtete). Dazu kommt laut einem Bericht des Bundesrechnungshofs noch Fachpersonal, das das BMDS zusammen mit den Zuständigkeiten etwa aus dem Innen-, Verkehrs- oder Wirtschaftsressort übernimmt.

Der Bewerbungsaufruf wurde zunächst nur verwaltungsintern verbreitet und richtet sich an Personal aus Ministerien und obersten Bundesbehörden. Dabei berichtete Staatssekretär Markus Richter vor Kurzem bei einer Veranstaltung des Branchenverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche (Bitkom) noch stolz von einer Flut an Arbeitswilligen: „Wir haben ja über 3000 Bewerbungen bekommen, ohne dass wir eine Stellenausschreibung getätigt hätten, aus dem In- und Ausland, wirklich aus allen Teilen dieser Welt, das ist total beeindruckend und macht natürlich Spaß.“

Bleibt zu hoffen, dass all diese Digitalisierungsenthusiasten nicht ihr digitales Endgerät in die Ecke werfen, sobald sie das „Formblatt für Bewerbende“ im Posteingang haben.

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