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Studie zu Antisemitismus von muslimischen Migranten: Teils höhere Zustimmung zu judenfeindlichen Einstellungen, aber rückläufig über Generationen
Eine Studie kommt zu dem Schluss: Die These vom „importierten Antisemitismus“ durch muslimische Einwanderer greife zu kurz. Vielmehr hingen antisemitische Einstellungen mit Parteipräferenzen zusammen.
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Antisemitische Einstellungen unter muslimischen Einwanderern in Deutschland nehmen über Aufenthaltsdauer und Generationen hinweg ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach greift die These vom „importierten Antisemitismus“ zu kurz. Dafür seien Menschen aus mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern in ihren Einstellungen zu heterogen.
Zwar gibt es bei den Befragten mit muslimischem Hintergrund im Vergleich zu Deutschen ohne Migrationshintergrund teils höhere Zustimmungswerte zu antisemitischen Einstellungen, etwa in Bezug auf israelbezogenen Antisemitismus. Allerdings würden sich klassische antisemitische Einstellungen wie Vorurteile und Verschwörungserzählungen kaum von Menschen ohne Migrationshintergrund unterscheiden.
Das betrifft den sogenannten sekundären Antisemitismus – darunter versteht man die Abkehr von der Erinnerung an den Holocaust – so ist dieser demnach unter Menschen, die aus Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit stammen, nicht stärker verbreitet als unter Deutschen ohne Migrationshintergrund.
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AfD-Wähler besonders antisemitisch
Den Angaben zufolge stimmten in beiden Gruppen jeweils 28 Prozent der Befragten der Aussage „Mich nervt es, immer wieder von den deutschen Verbrechen an den Juden zu hören“ zu. Unter den AfD-Wählern ist der Anteil der Menschen, die diese Aussage unterstützen, laut Studie besonders hoch (55 Prozent), während sie unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen besonders niedrig ist (9 Prozent).
Antisemitische Einstellungen hingen demnach vielmehr stark mit parteipolitischen Präferenzen zusammen. Zudem gebe es in der Gruppe der muslimischen Einwanderer erhebliche Unterschiede, abhängig etwa von der Herkunftsregion, der Religionsausübung und der deutschen Staatsangehörigkeit.
Um Antisemitismus mit Bezug zu Israel zu messen, hatten die Forscherinnen und Forscher den insgesamt 6.295 Teilnehmenden zwischen Dezember 2023 und April 2024 aufgefordert, sich zu der Aussage „Durch die israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer“ zu positionieren. Hier stimmten laut Studie 28 Prozent der Menschen aus muslimisch geprägten Staaten zu. Von den befragten Deutschen ohne Migrationshintergrund tat dies jeder Zehnte (10 Prozent). Für Zuwanderer aus Osteuropa wurde ein Wert von elf Prozent ermittelt. Bei Menschen mit afrikanischen Wurzeln waren es demnach 17 Prozent.
Unter Eindruck von Hamas-Überfall und Gazakrieg
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass die Befragung wenige Monate nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 und dem Beginn des Krieges im palästinensischen Gazastreifen durchgeführt wurde.
Um auf Israel bezogenen Antisemitismus von politischer Kritik an Israel zu unterscheiden, hatten die Forschenden den Befragten zusätzlich die Aussage „Es ist ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt“, vorgelegt. Dieser Aussage stimmten über alle Herkunftsgruppen hinweg demnach 60,3 Prozent der Befragten ganz oder teilweise zu, während sich 9,2 Prozent ablehnend äußerten. Ein relativ großer Teil der Bevölkerung (30,5 Prozent) positionierte sich zu dieser Aussage ambivalent. (epd/dpa)
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