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Neue Spekulationen. Al-Qaida-Chef Osama bin Laden – hier ein Archivbild – soll nach einem Medienbericht in relativem Komfort leben.

© AFP

Pakistan: Suche nach bin Laden: Haus statt Höhle

Die USA werfen Pakistan vor, die Al-Qaida-Führung zu schützen – doch Islamabad weist das zurück. Die Spekulationen über bin Ladens Aufenthaltsort fallen in eine Zeit, in der Nato und USA eine Doppelstrategie forcieren, um ihren Abzug aus Afghanistan vorzubereiten.

Osama bin Laden und sein Stellvertreter Aiman al Sawahiri leben nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN in getrennten Häusern in relativem Komfort im Stammesgebiet im Nordwesten Pakistans unter dem Schutz lokaler Clans sowie des pakistanischen Geheimdienstes. CNN beruft sich auf einen namentlich nicht genannten höheren Nato-Offizier in Afghanistan. „Niemand aus der Führung Al Qaidas lebt in einer Höhle“, zitiert die Journalistin Barbara Starr den Militär. Sie berichtet gewöhnlich aus dem Pentagon in Washington und hält sich derzeit einige Tage bei den US-Truppen in Afghanistan auf.

Ihre Darstellung verstärkt die periodisch wiederkehrenden Vorwürfe der USA, dass Pakistan ein doppeltes Spiel in Afghanistan treibe. Offiziell behauptet die Regierung in Islamabad, sie unterstütze den Kampf gegen das Terrornetzwerk Al Qaida und die Taliban in deren Rückzugsgebieten auf der pakistanischen Seite des Grenzgebiets. Tatsächlich schütze der Geheimdienst aber deren Führung, um sich Einfluss für die Zeit nach dem Abzug der Nato und der USA aus Afghanistan zu sichern, lautet der Vorwurf. Pakistan schützt demnach auch den Anführer der Taliban, Mullah Omar. Er sei in den letzten Monaten zwischen den pakistanischen Städten Quetta und Karachi hin- und hergereist.

Pakistan bestreitet diese Vorwürfe. Innenminister Rehman Malik sagte, solche Behauptungen, dass bin Ladens und Sawahiris Aufenthaltsorte bekannt seien, habe es in den jüngsten Jahren immer wieder gegeben. Sie hätten sich jedoch als falsch erwiesen. Wenn die Nato Informationen habe, solle sie die an Pakistan weitergeben. „Dann können wir sofort handeln und die Männer festnehmen.“

Die Nato hat nach dem Bericht keine präzisen Vorstellungen, wo bin Laden und Sawahiri leben. Das mögliche Gebiet zwischen der Region Chitral nahe dem Dreiländereck mit Afghanistan und China sowie dem Kurram-Tal ist mehr als 1000 Quadratkilometer groß und besteht zum Großteil aus schwer zugänglichem Gebirge. Der Nato-Offizier und der CNN-Bericht benutzen sehr vage Formulierungen. „Wir glauben, dass sie in Häusern leben“, heißt es. Und: „Es ist wahrscheinlich, dass bin Laden sich seit 2001 in der Region bewegt.“ Sie grenzt an das Gebiet mit der sogenannten Felsenfestung Tora Bora, wo er in den Wochen nach der US-Invasion im Herbst 2001 gesehen wurde. Der Offizier machte auch keine Angaben, aus welcher Quelle diese Nato-Informationen stammen.

Die Spekulationen über bin Ladens Aufenthaltsort fallen in eine Zeit, in der die Nato und die USA eine Doppelstrategie forcieren, um ihren Abzug vorzubereiten. Er soll im Sommer 2011 beginnen und 2014 abgeschlossen sein. Sie unterstützen neuerdings die Versöhnungsgespräche der afghanischen Regierung mit Taliban-Einheiten, die bereit sind, den Kampf aufzugeben, indem sie deren Führern freies Geleit anbieten. Parallel verstärken sie den militärischen Kampf in den Unruheregionen und erhöhen die Zahl der Luftangriffe auf Anführer der Taliban und der Al Qaida, um Kompromissbereitschaft zu erzwingen. In den vier Monaten von Juni bis September wurden 2100 Raketen und Bomben gegen sie eingesetzt, eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Süden hat der mehrfach verschobene Angriff auf Kandahar begonnen.

Es gibt bisher jedoch keine Anzeichen für nennenswerte Erfolge dieses Ansatzes. Das gestanden hohe US-Vertreter beim Treffen der Außen- und Verteidigungsminister der Nato in der vergangenen Woche in Brüssel ein. „Ich weiß nicht, ob dies zu konkreten Ergebnissen führt“, sagte Verteidigungsminister Robert Gates. „Aber wir sollten jede Chance zur Verkürzung der Kämpfe nutzen.“

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