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Laut dem aktuellen Wohnungslosenbericht waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht.

© dpa/Bernd Weißbrod

Tag der Wohnungslosen als Mahnung: Der Mensch braucht ein bezahlbares Dach überm Kopf

Die Mieten sind hoch, das Problem mit dem Wohnraum ist groß. Die Bundesregierung muss Abhilfe schaffen – dazu hat sie sich auch gegenüber den UN verpflichtet.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Wenn an diesem Tag bundesweit die Sirenen heulen, dann ist das eigentlich passend auch für diese Situation: die grassierende Wohnungslosigkeit in Deutschland. Und die zählt zu den Dingen, die fraglos grundlegend geändert gehören.

Wohnen, das mal grundsätzlich, ist ein Menschenrecht. Da kann man hierzulande Alarm schlagen. Insbesondere für Familien mit mehreren Kindern, Alleinerziehende, Menschen mit Behinderung, Studierende und Menschen mit geringem Einkommen wird es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Warnt gerade die Diakonie. In Großstädten wie Berlin steigen die Mieten rasant; hier haben sie sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Aber das Wohnungsproblem gilt nicht nur für Großstädte.

Als wohnungslos werden alle Menschen bezeichnet, die über keinen per Mietvertrag gesicherten oder eigenen Wohnraum verfügen, die vorübergehend bei Verwandten oder Bekannten untergekommen sind, in Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege oder der Kommunen. Als Obdachlose werden wiederum die bezeichnet, die beispielsweise in Parks, Gärten, U-Bahnhöfen, Kellern oder auf Baustellen übernachten.

Hohe Zahlen – mit hoher Dunkelziffer

Knapp 567.000 Menschen in Deutschland sind wohnungslos, rund 475.000 lebten zum Stichtag 31. Januar 2025 in Einrichtungen. Hinzu kommen laut Wohnungslosenbericht 2024 rund 47.300 Personen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben, und Zehntausende bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten. Sie sind verdeckt wohnungslos. Die Dunkelziffer ist entsprechend.

Der Bestand an bezahlbarem Wohnraum muss darum dringend erhöht werden. Insgesamt fehlen rund 900.000 Sozialwohnungen. Immer mehr Haushalte müssen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben. Das klingt doch nach einem echten Problem, oder?

Deshalb muss auch der Schutz vor Wohnungsverlust bedacht werden, etwa durch verbesserten Mieterschutz und den Abbau von Diskriminierung Wohnungsloser auf dem Wohnungsmarkt, Stichwort negative Schufa-Einträge. Außerdem braucht es mehr Fachstellen, die helfen, Wohnungslosigkeit zu vermeiden.

Hier ist der Staat auf allen Ebenen gefordert. Nicht von ungefähr hat sich die Bundesrepublik zu den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der UN bekannt. Das Nachhaltigkeitsziel elf drängt dazu, allen Menschen einen Zugang zu angemessenem, sicherem und bezahlbarem Wohnraum zu ermöglichen. Der Sirenenlärm ist ein passender Aufruf.

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