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„Tiefpunkt deutscher Außenpolitik“: Zentralrat der Juden kritisiert deutsche Haltung gegenüber Hamas-Geiseln
Er sei enttäuscht, wie sich die Bundesregierung zu den Hamas-Geiseln verhalte, sagt Zentralratspräsident Schuster. Vor allem das Schweigen zum Tod der Bibas-Familie sei ihm aufgefallen.
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Vor einem Gespräch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Angehörigen von Hamas-Geiseln am Mittwoch hat der Zentralrat der Juden die deutsche Außenpolitik scharf kritisiert. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster: „Die Bundesrepublik Deutschland hat mich enttäuscht, was ihr öffentliches Eintreten bezüglich des Schicksals der Hamas-Geiseln angeht.“
Der Besuch von Angehörigen der Geiseln beim Bundespräsidenten sei ein positives Zeichen, sagte Schuster. Er zeige, „dass es eigentlich anders hätte laufen können“.
Seit seinem Besuch in Israel im November 2023 und durch seine guten Kontakte zum israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog habe Steinmeier „einen Rahmen für Deutschland geschaffen, öffentlich viel wirkmächtiger für die Freilassung der Geiseln einzutreten – genutzt wurde das bedauerlicherweise nicht“, sagte der Zentralratspräsident.
Gerade das Auswärtige Amt habe „sich meist vornehm zurückgehalten, um vermeintliche Verhandlungspartner nicht zu verprellen“, kritisierte Schuster. „Aufrufe zur Freilassung der Geiseln wurden meist mit mahnenden Worten an Israel ergänzt; was für eine Indifferenz!“
Zuletzt sei das „gähnende Schweigen“ zur Beerdigung von Shirin Bibas und ihren Kindern aufgefallen, „die auch die deutsche Staatsangehörigkeit besessen haben und deren Schicksal unser aller Herzen zerrissen hat: ein Tiefpunkt deutscher Außenpolitik“, sagte Schuster.
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