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Dagmar Schipanski, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, auf einem Archivbild aus dem Jahr 2021.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Update

Tod im Alter von 79 Jahren: Thüringer CDU-Politikerin Schipanski gestorben

Dagmar Schipanski kam aus der Wissenschaft nach der Wende in die Politik. Jetzt ist die ehemalige CDU-Ministerin aus Thüringen verstorben.

Stand:

Die Thüringer CDU-Politikerin und frühere Bundespräsidentenkandidatin Dagmar Schipanski ist tot. Sie starb im Alter von 79 Jahren, wie die Partei am Freitag mitteilte.

„Wir trauern um eine überzeugte Christdemokratin und einen großartigen Menschen“, erklärte die Bundespartei. Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt würdigte Schipanski als „exzellente Wissenschaftlerin und engagierte Politikerin“.

Bildung sei ihre Herzensangelegenheit gewesen. Als Präsidentin des Thüringer Landtags und Ministerin habe sie das Bundesland geprägt, schrieb Voigt.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hob Schipanskis Erfolge bei der gütlichen Einigung mit den verschiedenen Thüringer Fürstenhäusern in der Frage nach der Rechtmäßigkeit von Enteignungen nach 1945 heraus. Außerdem habe sie die Kooperation der Wissenschaftssektoren in West- und Ostdeutschland in besonderer Weise gefördert

Die gebürtige Thüringerin machte bereits in der DDR als Wissenschaftlerin Karriere, bevor sie sich nach der Wende zusätzlich in der Politik engagierte. Schipanski studierte in den 60er Jahren in Magdeburg Angewandte Physik und beschäftigte sich an der Technischen Hochschule Ilmenau später mit Grundlagenforschung zu Halbleiterbauelementen.

Karriere nach der Wiedervereinigung

Da sie sich weigerte, in die SED einzutreten, blieb die hochtalentierte Wissenschaftlerin trotz Promotion und Habilitation jahrzehntelang auf ihrer Assistentenstelle sitzen.

Mit der Karriere ging es für Schipanski erst nach der Wiedervereinigung steil nach oben: 1990 erhielt sie eine Professur in Ilmenau, 1995 wurde sie zur bundesweit ersten weiblichen Rektorin einer Technischen Universität ernannt.

Ein Jahr darauf schaffte sie erneut ein Novum. Als erste Frau stand sie an der Spitze des Wissenschaftsrats. Dieses Amt bekleidete sie zwei Jahre lang.

Nach ihrer Niederlage bei der Bundespräsidentenwahl im Jahr 1999, zu der sie von CDU und CSU für das höchste Staatsamt nominiert worden war und dem damaligen SPD-Kandidaten Johannes Rau klar unterlag, widmete sie sich wieder ihrer wissenschaftlichen Arbeit.

Noch 1999 wurde die damals noch parteilose Schipanski Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in der Thüringer Landesregierung. Im Jahr 2000 trat sie in die CDU ein und wurde kurz darauf auch Mitglied im CDU-Präsidium.

Dieser würdigte die Thüringerin als eine „starke Stimme, die nun verstummt sei“. Politisch setzte sie sich auch nach dem Rückzug ins Private für die Vollendung der deutschen Einheit und weiterhin für eine Stärkung des Wissenschaftsstandortes Deutschland ein.

Sie war Mitglied der Leopoldina und engagierte sich beispielsweise ehrenamtlich als Präsidentin der Deutschen Krebshilfe oder im Kuratorium der Internationalen Martin Luther Stiftung. Deren Vorsitzender Thomas A, Seidel verliert nach eigenen Worten mit der evangelischen Christin Schipanski eine treue, im Duktus und in der Sache deutliche und klare Beraterin.

„Die Stiftung verliert eine äußerst couragiert und hilfsbereite Kuratorin, die sich insbesondere für das Projekt ‘Jugend unternimmt’ sehr verbunden gefühlt hat.“

Nach dem Rücktritt des Thüringer Ministerpräsidenten Bernhard Vogel im Jahr 2003 blieb Schipanski zunächst auch unter dessen Nachfolger Dieter Althaus (beide CDU) im Kabinett. 2004 schied sie aus und übernahm das Amt der Landtagspräsidentin, das sie bis 2009 ausübte. (AFP)

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