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Erste Ergebnisse Anfang nächster Woche: Polizei ermittelt wegen Brandstiftung bei Flüchtlingsunterkunft
Nach dem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Mecklenburg-Vorpommern laufen die Ermittlungen für Brandursachen. In Wismar ist eine Mahnwache geplant.
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Nach dem Brand einer Flüchtlingsunterkunft in Mecklenburg-Vorpommern sollen am Freitag Zeugen vernommen und Proben vom Brandort im Labor untersucht werden. Erste Ergebnisse der Ermittlungen seien frühestens Anfang kommender Woche zu erwarten, sagte der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Rostock, Michael Peters.
Bei dem Feuer am Mittwochabend war in Groß Strömkendorf bei Wismar das ehemalige Hotel, in dem 14 ukrainische Geflüchtete untergebracht waren, fast komplett zerstört worden. Verletzt wurde niemand.
Die Polizei geht indes von einem Millionenschaden aus. Eine genauere Schätzung sei erst möglich, wenn das Brandgutachten vorliege, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Rostock am Freitag.
Die Polizei geht von Brandstiftung aus und vermutet einen politischen Hintergrund. Der Staatsschutz ermittelt.
Der Bürgermeister warnt vor voreiligen Schlüssen
Auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betonte, es stehe der schwerwiegende Verdacht im Raum, dass es vielleicht Brandstiftung sein könnte, die sich gegen die Flüchtlinge gerichtet habe. Deshalb müsse das schnell aufgeklärt werden.
Wir wehren uns dagegen, über den rechten Kamm geschoren zu werden.
Tino Schmidt (SPD), der Bürgermeister der Gemeinde Blowatz
Tino Schmidt (SPD), der Bürgermeister der Gemeinde Blowatz, zu der Groß Strömkendorf gehört, warnte indes vor voreiligen Einschätzungen und Vorverurteilungen.
„Wir wehren uns dagegen, über den rechten Kamm geschoren zu werden“, sagte Schmidt der Deutschen Presse-Agentur. Man habe gut mit den 14 ukrainischen Flüchtlingen zusammengelebt, sie seien in den Orten akzeptiert gewesen.

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Schwesig betonte, dass es sich unabhängig von den Ermittlungsergebnissen um einen schlimmen und schrecklichen Brand gehandelt habe. „Da haben Flüchtlinge gewohnt, die vor dem Krieg mit ihrem letzten Hab und Gut nach Deutschland geflohen sind. Da war ein einjähriges Kind dabei“, betonte Schwesig.
„Das geht einem richtig nah“, sagt Schwesig. Zum Stichtag 16. Oktober hielten sich laut Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt rund 22 000 ukrainische Kriegsflüchtlinge auf.
Es sei wichtig Betroffenen zu helfen
Am Nachmittag soll auf dem Wismarer Marktplatz eine Mahnwache stattfinden, zu der unter anderem die Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Jana Michael, aufgerufen hat.
Sie sei überzeugt, dass viele Menschen in Nordwestmecklenburg und im ganzen Land Hass und Hetze entschieden entgegentreten würden, sagte sie. Besonders wichtig sei, „den Betroffenen zu helfen und ihnen unsere volle Unterstützung, sowohl materiell als auch psychologisch, zuzusichern“.
Zahlreiche Politiker hatten am Donnerstag ihre Bestürzung über den Brand ausgedrückt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte an, dass der Rechtsstaat mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren werde, sollte sich der Verdacht der Brandstiftung bestätigen.
Bereits ähnliche Taten in der Region beobachtet
Der Staatsschutz ermittelt unter anderem deshalb, weil es zwei Tage vor dem Feuer eine Hakenkreuz-Schmiererei am Schild vor der Flüchtlingsunterkunft gegeben hatte. Es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es. Dazu gehöre auch eine ungeklärte Brandserie in der Gegend.
In den vergangenen Monaten hatte es mindestens sechs mutmaßliche Brandstiftungen gegeben, wie ein Sprecher des Landkreises Nordwestmecklenburg mitteilte. Betroffen waren demnach unter anderem ein Carport, eine Strohmiete und zuletzt am 7. Oktober ein leerstehendes Haus in einem Nachbarort von Groß Strömkendorf.
Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken warf „konservativen Politikern“ vor, Hass gegen Geflüchtete zu bedienen und damit den Boden „auch für solch kriminelle Taten“ zu bereiten.
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund beobachtet aber auch weiterhin „eine große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen, insbesondere gegenüber den Vertriebenen aus der Ukraine“, wie Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Rheinischen Post“ (Freitag) sagte. „Festzustellen ist allerdings, dass immer weniger Menschen bereit sind, Vertriebene privat aufzunehmen. Eine Stimmungsverschlechterung insgesamt können wir aber nicht feststellen.“ (dpa)
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