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Trauer um die Opfer des Anschlags: Viele Menschen beteiligen sich an Gedenken in Magdeburg
Am Tag nach der Todesfahrt von Magdeburg ist das Entsetzen groß. Zahlreiche Menschen verleihen ihrer Trauer Ausdruck bei Gedenkveranstaltungen.
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Einen Tag nach der Todesfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt haben sich zahlreiche Menschen zu einem Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom versammelt. Die Trauerandacht war vor allem für Angehörige von Opfern, Rettungskräften sowie für andere geladene Gäste gedacht. Allein vor dem Dom beteiligten sich nach ersten Schätzungen der Polizei mehr als 1.000 Menschen am Gedenken für die fünf Toten und 200 Verletzten des Angriffs. Für sie war eine große Videoleinwand aufgebaut, auf die der Gottesdienst übertragen wurde.
„Traurig und wütend, ratlos und ängstlich, unsicher und verzweifelt, sprach- und fassungslos und tief betroffen lässt uns der brutale Anschlag vom gestrigen Abend zurück. Mit Gefühlen, die sich nicht greifen lassen, sind wir heute Abend hier im Dom“, sagte der katholische Bischof Gerhard Feige zum Auftakt des Gottesdienstes.
Daran nahmen neben verletzten Opfern, Angehörigen und Rettungskräften auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teil.
Feige betonte weiter: „Gemeinsam sind wir heute Abend hier, um uns gegenseitig Halt zu geben, um auszuhalten, was nicht zu begreifen ist. Gemeinsam sind wir hier, weil wir Hass und Gewalt nicht das letzte Wort lassen.“ Gemeinsam stehe man an der Seite derer, die um einen Menschen trauerten, Angst um verletzte Angehörige hätten oder am Freitag auf dem Weihnachtsmarkt waren und noch unter Schock stünden und das Gesehene und Geschehene noch verarbeiten müssten.
Kirchenglocken läuten in ganz Magdeburg
Um 19:04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat am Vortag, läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sagte in seiner Predigt: „Wir sind erschüttert und fragen uns: Gibt es noch einen sicheren Ort, einen Friedensort?“ Gewalttäter setzten sich auf „den Thron der Aufmerksamkeit“, so Kramer weiter: „Lasst uns diesem Gewalttäter keinen Raum geben.“
Vor dem Seitenportal des Doms stellten Menschen Dutzende leuchtende Kerzen auf und legten Blumen nieder. Weil der Eingang vor Beginn des Gottesdienstes mit Gittern abgesperrt worden war, trugen Polizisten die Kerzen zu dem Portal. Vielerorts legten Menschen in Magdeburg Blumen ab und zündeten Kerzen für die Opfer an.
In das Gedenken in der Magdeburger Innenstadt mischten sich am Samstagabend aber auch rechtsextreme Parolen. Etwa 1.000 Teilnehmer versammelten nach einer ersten Schätzung der Polizei auf dem bekannten Hasselbachplatz der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Zu sehen waren dort unter anderem ein Transparent mit dem Wort „Remigration“ sowie sogenannte Heimat-Fahnen. Rufe wie „Wir sind das Volk“ waren zu hören.
Bei dem Anschlag starben bislang fünf Menschen, über 200 wurden verletzt, viele schwer. Ein seit 2006 in Deutschland lebender und in Sachsen-Anhalt arbeitender Arzt aus Saudi-Arabien war mit einem Auto in den Weihnachtsmarkt der Magdeburger Altstadt gefahren. Erste Spekulationen über mögliche islamistische Hintergründe der Tat werden inzwischen als unwahrscheinlich bezeichnet. (dpa, KNA)
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