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Trauerspiel um afghanische Ortskräfte: Es ist ein Kampf um die Würde
Den ehemaligen Helfern der Deutschen am Hindukusch wurde versprochen, dass sie nach Deutschland kommen dürfen. Pakistan beginnt bereits, sie abzuschieben – nach Afghanistan. Das geht doch nicht.

Stand:
Der evangelischen Kirche sei Dank. Sie erinnert aktuell an das Schicksal der vormaligen afghanischen Ortskräfte der Bundeswehr und fordert die Bundesregierung dringend zum Handeln auf. Ja, eigentlich ist es auch eine Schande: Hier geht es um 2000 Afghanen, um Menschen, denen eine Aufnahme in Deutschland zugesagt wurde; die auf das Wort der Deutschen gebaut haben, die sicherheitsüberprüft sind. Und die immer noch nicht in Sicherheit sind.
Kabul ist 2021 gefallen. „Deutschlands Verantwortung endet nicht mit dem Truppenabzug, sondern umfasst aus friedensethischer Sicht auch das gerechte Handeln im Nachhinein“, sagt Bischof Christian Stäblein, der Flüchtlingsbeauftragte der evangelischen Kirche (EKD), der sich mit der Hilfsorganisation Kabul Luftbrücke in Berlin getroffen hat. Klarer geht’s nicht, und richtig ist es allemal.
Die Betroffenen haben für die Bundeswehr und deutsche Organisationen gearbeitet. Es ging ihnen um – Demokratie! Das ist aller Ehren wert. Sie haben ihr Leben und das ihrer Familien riskiert. Ja, knapp 21.000 Ortskräfte samt Familien haben Zuflucht gefunden. Union und SPD wollten das Aufnahmeprogramm dann auch so bald wie möglich beenden.
Tausende sitzen also jetzt noch fest, und zwar dort, wo man sie loswerden will, warten auf Einreise hier, vergeblich. Dabei fordert Pakistan seit Anfang 2025 von Deutschland, die Betroffenen aufzunehmen; es hat begonnen, Menschen nach Afghanistan abzuschieben, wo ihnen Haft, Folter oder die Todesstrafe durch die Taliban drohen. Das wissen gewiss auch die mit dem Thema befassten Politiker, beim Kanzler angefangen.
In diese Situation hinein hat die schwarz-rote Bundesregierung versucht, Betroffene mit Geld dazu zu bewegen, auf ihre Aufnahmezusagen zu verzichten. Wie sagt dazu Bischof Stäblein? „Wer die Menschenwürde ernst nimmt, kann doch nicht ernsthaft verlangen, dass gefährdete Menschen ihre Sicherheit, ja ihr Leben gegen Geld eintauschen. Solche Angebote sind untragbar für die Betroffenen – und sie beschädigen unsere eigene Würde.“
Ja, es geht um Würde. Auch um unsere. Ausgerechnet eine christdemokratisch und christlich-sozial geführte Koalition rührt an den Kern christlicher Ethik und lässt Schutzsuchende im Stich? Die evangelische Kirche gibt nun ihrerseits Geld, um die Klageverfahren der Betroffenen zu unterstützen und humanitäre Hilfe zu sichern. Das sollte die Bundesregierung wirklich beschämen.
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