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Trotz Hakenkreuz und ausländerfeindlicher Parole: Die Ermittler verneinen einen fremdenfeindlichen Hintergrund für den Brandanschlag Ende 2014 in Vorra.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Trotz Hakenkreuz und Anti-Asyl-Parole: Polizei: Brandanschlag in Vorra war nicht fremdenfeindlich

Ein Hakenkreuz wurde an das Nebengebäude eines Flüchtlingsheims geschmiert, dazu eine Anti-Asyl-Parole. Die Polizei sieht für den Brandanschlag Ende 2014 in Vorra trotzdem keinen fremdenfeindlichen Hintergrund.

Von Matthias Meisner

Der Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im mittelfränkischen Vorra am Jahresende 2014 hat entgegen bisheriger Vermutungen den Ermittlern zufolge keinen fremdenfeindlichen Hintergrund. Vielmehr hätten dabei „wirtschaftliche Erwägungen“ eine Rolle gespielt, teilte die Nürnberger Polizei am Donnerstag überraschend mit.

Die Kripo nahm zwei Verdächtige fest. Einzelheiten wollen die Beamten aber erst an diesem Freitag auf einer Pressekonferenz bekanntgeben. In Sicherheitskreisen hieß es nur, bei dem Brandanschlag habe „die Sanierung des Gasthofs“ eine Rolle gespielt. Die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung unterstellte, es habe sich um Versicherungsbetrug gehandelt. Sie schrieb auf Facebook: „Wirtschaftliche Gründe. . . Man nennt es auch Warmsanierung mit Versicherungshintergrund...“ Und behauptete: „Von vielen dieser Anschläge werden wir noch ähnliches erfahren.“

Ein Geschäftsmann aus Nürnberg hatte den Gasthof in dem 1700-Einwohner-Ort vor längerer Zeit gekauft - mit der Absicht, daraus eine Asylunterkunft zu machen. Das Gebäude war vor dem Brandanschlag als Asylbewerberheim umgebaut worden und kurz vor der Fertigstellung gestanden. Unbekannte hatten in der Nacht zum 12. Dezember 2014 Feuer gelegt. Auf ein Nebengebäude sprühten sie Hakenkreuze und eine ausländerfeindliche Parole.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte vor eineinhalb Jahren von einer „schändlichen Tat“ gesprochen. „Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft“, sagte er. Dokumente belegten damals, dass die Gaststätte Neonazi-Gruppen schon lange ein Dorn im Auge war. Seit 2012 hatte der Besitzer die Gebäude immer wieder zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. Eine 2014 verbotene Organisation hatte den „rücksichtslosen Gastronomen“ gegeißelt, der „schrottreife Immobilien“ auf Staatskosten sanieren lassen wolle. Die Bürger von Vorra sollten „wachsam sein“.

Die zuvor zur Unterbringung von Flüchtlingen frisch renovierten Gebäude waren zunächst unbewohnbar, erst ein Jahr nach dem Anschlag zogen nach einer weiteren Renovierung erste Flüchtlinge in Vorra ein.
Der Brandanschlag in Vorra gilt als Beginn einer Serie ähnlicher Attentate auf Flüchtlingsheime in Deutschland. Auf Vorra folgten allein im Jahr 2015 insgesamt etwa tausend Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte, darunter laut Bundeskriminalamt 92 Brandstiftungen. (mit AFP, dpa)

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