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Trump und Putin vor gut einer Woche in Helsinki.

© Kevin Lamarque, Reuters

Trump und Putin in Helsinki: Warum wurde das Protokoll des Weißen Hauses manipuliert?

Auf der Pressekonferenz von Trump und Putin in Helsinki gab es eine Antwort auf eine brisante Frage. Im offiziellen Protokoll des Weißen Hauses fehlt das entscheidende Detail.

Da standen sie einträchtig, Donald Trump links, Wladimir Putin rechts, am vorvergangenen Montag in Helsinki und gaben eine weltweit beachtete Pressekonferenz. Hat Moskau die US-Präsidentschaftswahlen manipuliert, um Trump zum Wahlsieg zu verhelfen? Diese Debatte wird Trump nicht los. Er dementiert energisch, zeigt sich in einem späteren Tweet eher besorgt darüber, dass Russland die Kongresswahlen im November beeinflussen könnte – zu Gunsten der Demokraten. Schließlich sei er „härter“ gegenüber Russland als alle amerikanischen Präsidenten vor ihm.

Eine Schlüsselszene der Pressekonferenz hat nun ein dramatisches Nachspiel. Jeff Mason, ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, stellt diese Frage: „Präsident Putin, wollten Sie, dass Präsident Trump die Wahlen gewinnt, und haben Sie irgendeinen ihrer Mitarbeiter beauftragt, ihm dabei zu helfen?“ Darauf antwortet Putin, laut englischer Übersetzung: „Ja, das tat ich. Ja, das tat ich. Weil er darüber geredet hatte, die russisch-amerikanischen Beziehungen wieder normalisieren zu wollen.“ Frage und Antwort sind auf Live-Mitschnitten der Pressekonferenz deutlich zu sehen und zu hören. Es war genau so und nicht anders.

Noch am selben Tag, um 17 Uhr 10 amerikanischer Ostküstenzeit, versandte das Weiße Haus das offizielle Protokoll der Pressekonferenz. Doch darin fehlt der erste, für das Verständnis entscheidende Teil der Frage des Reuters-Reporter. Die Mitschrift beginnt mit dem zweiten Teil – „haben Sie irgendeinen ihrer Mitarbeiter beauftragt, ihm dabei zu helfen?“. Worauf sich das bezieht, ist unklar. Es fehlt der Kontext. Auf dem offiziellen Video des Weißen Hauses über die Pressekonferenz wurde dieser erste Teil der Frage ebenfalls herausgeschnitten. In der russischen Niederschrift fehlt nicht nur die Frage des Reporters sondern auch Putins Antwort.

Erinnert wird an George Orwells „1984“

Der erste, dem das auffiel, war Uri Friedman vom Magazin „The Atlantic“. Einen Tag nach der Pressekonferenz veröffentlichte er einen ausführlichen Artikel unter der Überschrift „The White House Transcript Is Missing the Most Explosive Part of the Trump-Putin Press Conference“. Doch nichts passierte. Keine Reaktion von Seiten des Weißen Hauses, keine Korrektur, keine Entschuldigung.

Immerhin hatte Friedman den Vorfall noch sehr vorsichtig beschrieben. Vielleicht war die Auslassung ein Versehen. Vielleicht hatte Putin den ersten Teil der Frage – oder den zweiten - nicht genau gehört. Vielleicht war mit dem Mikrophon etwas nicht in Ordnung. Fragen über Fragen. Die aber hätten, angesichts der Brisanz des Themas, längst beantwortet werden müssen.

Das meint auch Rachel Maddow, eine linksliberale Moderatorin, die den Vorfall in ihrer Sendung auf MSNBC am gestrigen Dienstag landesweit skandalisierte. In sozialen Netzwerken geht es seitdem rund. Erinnert wird an George Orwells „1984“ und daran, dass ausgerechnet Trump, der selbst leidenschaftlich gegen „Fake News“ und „Fake News Medien“ polemisiert, nun selbst im Zentrum einer offenbar gravierenden Geschichtsklitterung steht.

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