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Der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Onlinedienstes Telegram: Pawel Durow.

© Imago/Zuma Press Wire/La Nacion

Update

Erste Änderungen in der App geplant: Telegram-Chef Durow reagiert auf Ermittlungen in Frankreich

Erstmals seit seiner Festnahme äußert sich der Gründer des Onlinedienstes. Die Vorwürfe gegen ihn kritisiert er und kündigt zugleich erste Maßnahmen der App gegen Betrug an.

Stand:

Rund zwei Wochen nach seiner Festnahme in Frankreich kündigt Telegram-Chef Pawel Durow erste Änderungen auf seinem Kurzmitteilungsdienst an. „Obwohl 99,999 Prozent der Telegram-Nutzer nichts mit Kriminalität zu tun haben, schaffen die restlichen 0,001 Prozent, die in illegale Aktivitäten verwickelt sind, ein schlechtes Bild für die gesamte Plattform“, schrieb der in Russland geborene Unternehmer am Freitag auf seiner Plattform.

Dies gefährde die Interessen der fast eine Milliarde Telegram-Nutzer. „Deshalb sind wir in diesem Jahr entschlossen, die Moderation auf Telegram von einem Kritikpunkt zu einem Lob zu machen.“ Das Unternehmen habe auch das wenig genutzte Feature „Leute in der Nähe“ entfernt, das Probleme mit Bots und Betrügern gehabt habe. Stattdessen werde es zukünftig rechtmäßige, verifizierte Geschäfte und Dienstleistungen in der Nähe der Nutzer hervorheben.

Der Gründer und Vorstandsvorsitzende des Onlinedienstes hat zugleich Frankreich wegen der dortigen Ermittlungen gegen ihn kritisiert. In seiner ersten öffentlichen Äußerung seit seiner Festnahme Ende August nannte Durow es in einer Botschaft auf Telegram am Donnerstag „überraschend“, dass er für die von anderen Menschen geteilten Inhalte verantwortlich gemacht werde. Vorwürfe, Telegram sei „eine Art anarchistisches Paradies“, bezeichnete er als „vollkommen unwahr“.

Durow war Ende August am Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen worden. Die französische Justiz wirft dem 39-jährigen Milliardär unter anderem vor, nicht genügend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf Telegram zu unternehmen. Durow kam auf Kaution frei, darf Frankreich vorerst aber nicht verlassen.

Telegram-Boss Durow gibt Probleme zu

Durow kritisierte „die Anwendung von Gesetzen aus der Vor-Smartphone-Ära, um einen CEO für Straftaten anzuklagen, die von Dritten auf der von ihm verwalteten Plattform begangen wurden“. Dies sei ein „fehlgeleiteter Ansatz“.

In seiner Botschaft räumte Durow ein, dass die stark steigenden Nutzerzahlen Telegrams „Wachstumsschmerzen verursachen, die es Kriminellen leichter machen, unsere Plattform zu missbrauchen“. Er habe es sich daher zum persönlichen Ziel gemacht, „die Dinge in dieser Hinsicht merklich zu verbessern“.

Durow wies auch die Vorwürfe der französischen Behörden zurück, dass Telegram nicht auf Anfragen offizieller Stellen antworte. Er habe vielmehr selbst auch schon Hilfe geleistet. „Telegram hat einen offiziellen Vertreter in der EU, der Anfragen der EU annimmt und beantwortet“, teilte Durow in dem sozialen Netzwerk mit.

Durow traf Putin vor Längerem in Moskau

Nach seiner Darstellung gab es keinen Grund, ihn wegen angeblich fehlender Kooperation mit den Behörden festzunehmen, weil er in seiner Wahlheimat Dubai häufiger Gast im französischen Konsulat in der Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate sei. „Als ich vor einiger Zeit darum gebeten wurde, habe ich ihnen persönlich geholfen, eine Hotline mit Telegram einzurichten, um der Terrorgefahr in Frankreich zu begegnen“, sagte er.

Wo Telegram sich mit örtlichen Aufsichtsbehörden nicht auf „die richtige Abwägung zwischen Privatsphäre und Sicherheit“ einigen könne, „sind wir bereit, das Land zu verlassen“, sagte er weiter.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat Durow nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit einmal in Moskau getroffen. Das sei ein Treffen mit Unternehmern gewesen, sagte Putin am Donnerstag beim Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok. „Seither haben wir uns nicht gesehen, haben nie Kontakt gehalten.“ Putin dementierte ein Treffen mit Durow kurz vor dessen Festnahme in Paris. Gleichzeitig kritisierte er das Vorgehen der französischen Behörden gegen den Milliardär als selektiv.

Kurz vor seiner Festnahme war Durow in Aserbaidschan – zeitgleich mit einem offiziellen Besuch Putins in der Kaukasusrepublik. Medienberichten zufolge soll Durow ein Treffen mit Putin in Baku angestrebt haben. Daher gab es Spekulationen um einen politischen Hintergrund der Festnahme.

Putin erklärte nun, nichts von dessen Anwesenheit in Baku gewusst zu haben. Einem Treffen in Moskau hätte er sich nicht verweigert, fügte er hinzu. (AFP, dpa)

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