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Polizisten in Kiew versuchen, eine Drohne abzuschießen. (Archivbild 17. Oktober 2022)

© Foto: Reuters/stringer/Vadim Sarakhan

Ukraine-Invasion Tag 240: US-Experten untersuchen iranische Drohnen

Forderung nach internationalem Tribunal, russisches Ablenkungsmanöver in Cherson offenbar geplant, weitere Probleme bei russischer Mobilisierung. Der Überblick am Abend.

Die iranischen Drohnen sind technisch für die westlichen Streitkräfte und Kiews Armee aktuell noch ein Rätsel. Das könnte sich aber schon bald ändern. Seit einigen Wochen ist die Ukraine in Besitz von abgeschossenen Shahed-136 und auch vergleichsweise gut erhaltenen Exemplaren, die wahrscheinlich wegen technischer Fehler abstürzten und nicht explodiert sind. Die Drohnen richten derzeit verheerende Schäden an, vor allem in der ukrainischen Energieinfrastruktur. 

Mehrere iranische Drohnen konnten jetzt US-Experten in Augenschein nehmen, wie die „Washington Post“ berichtet. Demnach haben die Fluggeräte sehr wenige Metallteile, was es für Radar schwer macht, sie aufzuspüren. Sie werden auch nicht gesteuert, sondern auf ein Ziel programmiert, was sie vergleichweise unanfällig für elektronische Störwaffen macht.

Gestartet werden die Drohnen von drei Basen auf der besetzten Krim, haben US-Geheimdienste herausgefunden. Aktuell besitzt die Ukraine aber kein Raketensystem, mit dem sie die Kommandoposten auf der Krim angreifen könnte.

Ein weiterer Dämpfer für die ukrainische Drohnenabwehr: Das von den USA angekündigte Vampire-System - ein vergleichsweise günstiges und mobiles Raketensystem, das speziell für die Drohnenbekämpfung konzipiert wurde - ist laut einem Bericht von „The Wall Street Journal“ noch nicht einmal vom Verteidigungsministerium zur Lieferung freigegeben. Die Ukraine ist wohl derzeit mit mehreren US-Unternehmen im Gespräch, um Drohnenabwehrsysteme zu kaufen. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fordern mehrere EU-Staaten die Schaffung eines internationalen Tribunals. „Ich denke, die Europäische Union sollte hier vorangehen und ein Tribunal errichten“, sagte Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas im ZDF. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die angekündigte Gaspreisbremse muss nach Ansicht der Bundesländer bereits zum 1. Januar kommenden Jahres greifen. Auf die Forderung verständigten sich die 16 Regierungschefs bei der zweitägigen Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) in Hannover. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Beobachtern zufolge könnte Russland ein Ablenkungsmanöver in der Region Cherson planen. Ein Angriff auf ein Kraftwerk könnte in die Taktik des Kremls passen. Moskau weist dies zurück. Mehr dazu hier.
  • Das russische Verteidigungsministerium und die russischen Regionalgouverneure schieben sich gegenseitig die Schuld für Fehler während der Mobilisierung zu. Das berichtet das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) in seinem täglichen Report. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Kiews Truppen nutzen offenbar M30A1-Munition in ihren US-Raketenwerfern. Bei der Explosion werden große Areale von massenweise kleinen Metallkugeln getroffen. Die Details finden Sie hier.
  • Das russische Präsidialamt lässt offen, ob seine Truppen möglicherweise aus der südukrainischen Stadt Cherson abziehen. Sprecher Dmitri Peskow wich vor der Presse der Frage aus, ob Präsident Putin einen entsprechenden Befehl gegeben habe oder nicht. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Nach den jüngsten Eskalationen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Verteidigungsminister der USA und Russlands miteinander telefoniert. Dies teilten die beiden Länder am Freitag mit. 
  • Die russischen Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung haben dem Energieminister des Landes zufolge bislang 30 bis 40 Prozent des Stromnetzes getroffen. Dadurch sei die Stromgewinnung eingeschränkt worden, sagt Herman Haluschtschenko der Nachrichtenagentur Reuters.
  • Die ukrainische Armee hofft nach einer ersten Lieferung des deutschen Flugabwehrsystems Iris-T auf weitere Exemplare der Waffe. Das sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat nach Angaben Kiewer Medien. Das System habe sich „gut bewährt“ gegen jüngste russische Angriffe. 
  • Das ukrainische Militär hat Russlands Verbündeten Belarus in einem direkten Appell aufgerufen, sich nicht an einem „schmutzigen Krieg“ zu beteiligen. „Wir fordern alle Bürger von Belarus auf, die Befehle ihrer Führung, in den Krieg gegen die Ukraine einzutreten, nicht zu befolgen“, hieß es in einer Mitteilung.
  • Nach dem Ende der russischen Besatzung haben Polizeibeamte in der Region Charkiw mehrere Folterkammern gefunden. Das berichtete das ukrainische Online-Magazin „Prawda“. 
  • Mehreren Berichten im Kurznachrichtendienst Twitter zufolge ziehen sich die russischen Truppen weiter aus der Region Cherson zurück. Ein Video zeige demnach russische Soldaten, die mit einer Fähre von der rechten Seite des Flusses Dnjepr evakuiert werden.
  • Eine von Russland und Belarus ins Leben gerufene gemeinsame Militäreinheit ist nach britischen Erkenntnissen in erster Linie ein Ablenkungsmanöver. Das teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. 
  • Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat nach eigener Aussage mit dem israelischen Premierminister Jair Lapid über die Bitte seines Landes um Verteidigungssysteme gesprochen. Das schrieb Kuleba auf Twitter.

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