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Viktor Bout im Jahr 2010 auf dem Weg zu einer Anhörung in Bangkok.

© REUTERS/Damir Sagolj/File Photo

Ukraine-Invasion Tag 289: Viktor Bout – der Waffenhändler, gegen den Brittney Griner ausgetauscht wurde

Russland treibt Offensive in der Ostukraine voran + Ukraine spricht von rund 2000 befreiten Orten. Der Überblick am Abend.

Stand:

Brittney Griner ist frei – im Rahmen eines Gefangenenaustauschs wurde die US-Basketballerin aus russischer Haft entlassen (lesen Sie auch unsere Nachrichten des Tages dazu). Der Preis dafür ist hoch: Washington ließ im Gegenzug einen der berüchtigsten Waffenhändler frei: Viktor Bout.

Der heute 55-Jährige wurde 2008 in Bangkok in Zusammenhang mit mehreren Vergehen beim Waffenhandel festgenommen. Er wurde von Thailand an die USA ausgeliefert und dort 2012 zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt – unter anderem wegen Verschwörung zum Mord an amerikanischen Bürgern. Seither bemühte sich Russland um seine Freilassung. Wer aber ist der Mann, der den Beinamen „Händler des Todes“ bekam?

Als internationaler Waffenhändler wurde er zu einem der meistgesuchten Männer der Welt, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters (Quelle hier). Er sei berüchtigt gewesen für seine Bereitschaft, fast jeden zu bewaffnen – von Milizen in Sierra Leone über das brutale liberianische Regime von Charles Taylor bis hin zu den Taliban oder Al Qaida. Sein Leben diente 2005 als Inspiration für den Hollywood-Film „Lord of War“ mit Nicholas Cage in der Hauptrolle.

Der damalige US-Generalstaatsanwalt Eric Holder, so schreibt die „New York Times“ (Quelle hier), habe Bout im Prozess als „einen der produktivsten Waffenhändler der Welt“ bezeichnet. Anschuldigungen, für russische Geheimdienste gearbeitet zu haben, wies Bout zurück. Die „New York Times“ zitiert allerdings einen Experten für russische Sicherheitsdienste, nach dessen Meinung es starke Anzeichen dafür gebe, dass Bout Mitglied des russischen Militärgeheimdienstes sei oder zumindest eng mit ihm zusammengearbeitet habe.

Bout wurde 1967 im sowjetischen Tadschikistan geboren und soll mehrere Sprachen fließend sprechen. In der sowjetischen Armee diente er als Militärübersetzer. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 konnte er aus dem Überangebot an billigen Waffen aus sowjetischer Produktion, die an Kunden in Afrika, Asien und Südamerika verkauft wurden, Kapital schlagen. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Die in Russland zu neun Jahren Haft verurteilte US-Basketballerin Brittney Griner ist in einem Gefangenenaustausch freigelassen worden. US-Präsident Joe Biden bestätigt die Freilassung. „Sie ist sicher. Sie ist im Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause“, teilt Biden auf Twitter mit. Mehr zu Griners Freilassung lesen Sie hier.
  • Die Gefahr eines Atomkriegs ist nach Einschätzung von Kanzler Olaf Scholz kleiner geworden. „Russland hat aufgehört, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Als Reaktion darauf, dass die internationale Gemeinschaft eine rote Linie markiert hat“, sagte er der Funke Mediengruppe. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Russland treibt seine Offensive in der Ostukraine voran. Die Streitkräfte setzen ihre Luft- und Bodenangriffe auf mehrere Städte und Dörfer fort. In der Nähe der Stadt Lyssytschansk verlegte Russland mehr Truppen, um zu versuchen, das Dorf Bilohoriwka einzunehmen, wie der ukrainische Gouverneur der Region sagte. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, die Angriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine fortzusetzen. „Ja, das machen wir. Aber wer hat angefangen?“, sagte er bei einer Veranstaltung. Nach seinen Worten sind die Angriffe die Antwort auf etwa eine Explosion an der Brücke zur annektierten Halbinsel Krim.
  • Russland plant nach Kremlangaben bei seinem Krieg gegen die Ukraine derzeit keine Einverleibung neuer Gebiete. „Davon ist keine Rede“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Vielmehr stehe „viel Arbeit“ an, um die einverleibten Gebiete der ukrainischen Kontrolle zu entreißen.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich in einer Sitzung erneut mit dem Zaren Peter der Große verglichen, wie aus Medienberichten hervorgeht. So sagte Putin, er habe die Kontrolle über das Asowsche Meer erkämpft, ebenso wie Peter der Große.
  • Nach monatelangen Verhandlungen hat das Rote Kreuz erstmals wieder ukrainische Kriegsgefangene in russischem Gewahrsam besucht. In den vergangenen zwei Wochen seien Gefangenen Bücher, Hygieneartikel, Decken und warme Kleidung sowie Nachrichten von ihren Familien gebracht worden, berichtete das IKRK. 
  • Die Stromausfälle in der Ukraine nach der jüngsten russischen Angriffswelle dauern an. Nach Angaben des Stromkonzerns DTEK kommt es in Kiew und Umgebung, in der Region Odessa im Süden des Landes sowie in Dnipro im Landesinneren zu Notabschaltungen. 
  • Russische Soldaten nehmen an Militärübungen in Belarus teil. „Soldaten des Westlichen Militärbezirks setzen das intensive Kampftraining auf den Schießständen der Streitkräfte der Republik Belarus fort“, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Das Kampftraining finde sowohl tagsüber als auch nachts statt. 
  • Die ukrainische Armee hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj rund 2000 von Russland besetzte Ortschaften des Landes wieder befreit. „Uns ist es bereits gelungen, 1888 Ortschaften von den Besatzern zu befreien“, sagte der Staatschef am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache. 

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