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Ukraine-Invasion Tag 290: Muss Kiew bald einen Munitionsmangel befürchten?
Basketballerin Griner nach Gefangenenaustausch wieder in den USA + Kremlkritiker Ilja Jaschin zu langer Haft verurteilt. Der Überblick am Abend.
Stand:
Die Munitionsbestände der russischen und ukrainischen Armee sind seit Monaten Thema (hier zuletzt wieder im Newsletter).
Dass auch die Ukraine auf lange Sicht trotz der Unterstützung durch den Westen vor einem Munitionsmangel stehen könnte, hat die „Welt“ jetzt nachgezeichnet (Quelle hier).
Hier ein paar Zahlen und Fakten aus dem Artikel und anderen Quellen:
- Die Ukraine verschießt laut einem britischen Think Tank rund 40.000 Artilleriegranaten pro Monat. Die Zahl deckt sich mit Angaben aus dem Sommer. Russland hatte damals ungefähr einen zehnmal so hohen Verbrauch.
- Zur Einordnung: Die USA produzieren rund 15.000 Artilleriegeschosse pro Monat neu. Allerdings hat Washington laut eigenen Angaben schon mehr als eine Million Artilleriegeschosse an die Ukraine geliefert (Quelle hier). Hinzu kommen viele Tausend Geschosse Hochpräzisionsmunition. Die USA wollen die Produktion bis 2025 auf 40.000 Geschosse pro Monat steigern.
- Die USA planen außerdem, 100.000 Artilleriegeschosse in Südkorea zu kaufen und an die Ukraine liefern zu lassen.
- Tschechien, die Slowakei und Bulgarien wollen die Produktion von Munition sowjetischer Bauart wieder starten, um die Ukraine zu unterstützen. Kiew hat noch viel Gerät aus der Zeit im Einsatz und erobert neues von russischen Truppen hinzu.
Insgesamt, das zeigen die Zahlen oben, dürfte die Ukraine aber für die nächsten Monate gut versorgt mit Munition sein. Das ist auch das Fazit, das ukrainische Soldaten an der Front ziehen, wenn sie über ihre Ausstattung sprechen. Anders als im Frühjahr können die Truppen jetzt mit den Russen mithalten. Diese im Gegensatz scheinen schon jetzt teilweise große Probleme mit fehlender Munition zu haben.
So zitiert der britische „Guardian“ einen ukrainischen Soldaten im umkämpften Bachmut (Quelle hier):
„Die Russen haben alles beschossen. Es war wie eine Mauer aus Feuer. Jetzt haben sie anscheinend weniger Munition und setzen sie sparsamer ein. Während unserer letzten Kämpfe hier haben wir eines ihrer Funkgeräte erbeutet. Wir konnten hören, wie die russische Einheit gegenüber von uns um Munition für die Artillerieunterstützung bat, woraufhin gesagt wurde, dass keine Munition verfügbar sei.“
Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:
- Gefangenenaustausch gegen Waffenhändler: Basketballerin Griner nach Gefangenenaustausch in die USA zurückgekehrt. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Video zeigt bizarre Rede bei Kreml-Veranstaltung: Bei einer Preisverleihung rechtfertigte der russische Präsident die Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine. In einem Video dazu wirkte er sichtlich betrunken, spekulieren Beobachter. Mehr dazu erfahren Sie hier.
- Der Kremlkritiker Ilja Jaschin ist in Moskau wegen angeblicher Verunglimpfung der russischen Streitkräfte zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 39-Jährige sprach von einer politischen Inszenierung des Verfahrens. Mehr dazu in unserem Newsblog.
- In Deutschland sind nach Angaben aus Kiew gefälschte Rekrutierungsbriefe für die aus Ausländern bestehende Internationale Legion in der Ukraine im Umlauf. „Das ukrainische Konsulat hat keine derartigen Schreiben verschickt“, versicherte der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko, bei Facebook.
- Die USA wollen einem Medienbericht zufolge weitere Sanktionen gegen Russland und China verhängen. Die Maßnahmen richteten sich gegen Menschenrechtsverstöße beider Länder, Russlands Einsatz iranischer Drohnen im Krieg gegen die Ukraine sowie Pekings Unterstützung mutmaßlich illegalen Fischfangs im Pazifik, berichtete das „Wall Street Journal“.
- Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben in der Ostukraine neue Angriffe gestartet. Die gesamte Frontlinie in der Region Donezk werde unter Beschuss genommen, sagte der Gouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko, im Fernsehen.
- Nach mehreren Wochen Pause hat Russland nach britischen Angaben die Ukraine vermutlich wieder mit Hilfe iranischer Drohnen angegriffen. Falls entsprechende Berichte verifiziert würden, bedeute dies, dass Russland Nachschub erhalten habe, teilte das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienstbericht mit.
- Die vom IOC geprüfte Rückkehr russischer Athleten auf die internationalen Sportbühnen lehnt Bundesinnenministerin Nancy Faeser weiter ab. „Der Sport sollte in seiner Verurteilung dieses menschenverachtenden Krieges konsequent bleiben“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
- Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Gefahr durch russische Minen auf ukrainischem Territorium beklagt. „Das ist die Form des russischen Terrors, mit der wir noch jahrelang zu kämpfen haben“, sagte er in seiner täglichen Videobotschaft.
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