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Eine zerstörte Brücke über dem Dnipo-Fluss.

© REUTERS / Reuters/Stringer

Ukraine-Invasion Tag 286: Wie der Dnipro-Fluss Familien trennt

Russland hat eine neue Angriffswelle gestartet, Putin besichtig die reparierte Krim-Brücke. Der Überblick am Abend.

Stand:

Seit sich die russischen Truppen vom Westufer des Dnipro zurückgezogen haben, markiert der Fluss die Frontlinie des Krieges – und eine Grenze, die ganze Familien trennt. Am Wochenende hatte die Ukraine für drei Tage das Verbot eines Grenzübertritts aufgehoben, um die Evakuierung von Ukrainern vom russisch besetzen Ostufer zu erleichtern. Doch genutzt haben es nur die wenigsten, wie die „Washington Post“ nun berichtet (Quelle hier).

Der Fluss sei am Sonntag praktisch frei von Booten gewesen, schreibt die Zeitung. Die Angst der Menschen sei groß, dass sie unter Beschuss gerieten. Denn nach wie vor ist die Region heftig umkämpft. Erst am Sonntag sei eine 65-jährige Frau beim Versuch, den Fluss zu überqueren, durch Schüsse gestorben. Ihr Mann überlebte. 

Andere, die die Überfahrt gern wagen würden, können es nicht – etwa weil sie kein Boot haben. Diesen Menschen würde jemand wie Formin gern helfen. Reporter der „Washington Post“ trafen den 54-jährigen Motorbootbesitzer und – wie sie schreiben – inoffiziellen Fährmann in der Stadt Cherson. Dutzende Menschen hätten ihn in den vergangenen Wochen angerufen und gebeten, sie über den Fluss zu bringen, erzählt er.

Er würde gern in sein Boot, aber das sei im Moment überhaupt nicht möglich. Denn die Überquerung des Flusses ist nur in eine Richtung erlaubt – nämlich gen Westen. Selbst wenn ihn die ukrainischen Behörden übersetzen ließen, er wäre weiter in der Reichweite der russischen Scharfschützen. Und so bleibt der Dnipro wohl weiter eine kaum überwindbare Grenze in Zeiten des Krieges.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russische Kampfflugzeuge haben ihre Einsätze in der Ukraine nach Analysen britischer Geheimdienste deutlich reduziert. Derzeit würden noch einige Dutzend Missionen pro Tag geflogen. Im März seien es noch bis zu 300 täglich gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Bei Explosionen auf zwei Militärflugplätzen im europäischen Teil Russlands sind nach russischen Angaben mindestens drei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. „Eine nicht identifizierte Drohne hat einen Flugplatz im Gebiet Saratow angegriffen“, soe das Internetportal Baza. Mehr dazu hier.
  • Russland hat am Montag mit einer neuen Welle von Raketenangriffen auf die Infrastruktur des Nachbarlands Ukraine begonnen. Im südukrainischen Odessa brach nach örtlichen Berichten aufgrund von Stromausfällen die Wasserversorgung zusammen. Blackouts gab es auch in Krywyj Rih im Südosten. Hier können Sie mehr erfahren.
    Der russische Präsident Wladimir Putin hat die reparierte Krim-Brücke besichtigt, die im Oktober bei einer Explosion schwer beschädigt worden war. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti verbreitete Videos, auf denen der Kremlchef dort zu sehen ist. Es war der erste Besuch Putins auf der Krim seit Beginn des Kriegs.
  • Der tschechische Rüstungskonzern CSG warnt angesichts des Ukraine-Kriegs vor massiven Engpässen bei Artilleriemunition im Westen. „Artilleriemunition ist heute ein sehr knappes Gut“, sagte Konzerneigner Michal Strnad der Nachrichtenagentur Reuters. 
  • Auslandsvertretungen der Ukraine sind nach Angaben der Regierung bereits in zwölf Ländern Ziel von verdächtigen Postsendungen geworden. Dies teilte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleh Nikolenko, am Montag in Kiew mit.
  • Ukrainische Streitkräfte planen Andeutungen ukrainischer Offizieller zufolge, die Gegenoffensive im kommenden Winter weiter fortzusetzen. Das berichtet das Institute for the Study of War. Das ukrainische Militär bereite Rad- und Kettenfahrzeuge für den Einsatz auf gefrorenem Boden vor, hieß es.
  • Die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg (Grüne), rechnet im Winter mit mehr Geflüchteten aus der Ukraine. Es sei davon auszugehen, dass sich wegen der Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur mehr Menschen auf den Weg machen würden, sagte sie bei RTL/ntv.
  • Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin hat vor einer „drastischen Zunahme“ sexueller Gewalt durch russische Soldaten im Ukraine-Krieg gewarnt. Betroffen seien „alle Geschlechter und alle Altersklassen (...), Kinder ebenso wie Alte“, sagte er der Funke Mediengruppe und der französischen Zeitung „Ouest-France“. 
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenkyj hat an das Durchhaltevermögen und die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung appelliert. „Der Feind hofft sehr, den Winter gegen uns zu verwenden: die Winterkälte und Not zu einem Teil seines Schreckens zu machen“, sagte er in seiner Videobotschaft. „Wir müssen alles tun, um diesen Winter zu überleben, egal wie hart er ist.“

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