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Umfrage zur deutschen Verteidigungspolitik: Mehrheit befürwortet Wehrpflicht – doch nur 16 Prozent würden kämpfen
Das Bundeswehrbudget soll 2026 kräftig steigen. In einer Umfrage ist die Mehrheit der Deutschen damit einverstanden. Auch eine Wehrpflicht wird befürwortet – selbst zur Waffe greifen wollen aber nur wenige.
Stand:
Spätestens seit der Vorstellung des Kabinettsentwurfs für den Bundeshaushalt 2026 in der vergangenen Woche ist gewiss, dass die Bundesregierung trotz erheblichen Spardrucks noch stärker in das Militär investieren will als bisher. Das geplante Budget von rund 82,7 Milliarden Euro bedeutet einen Zuwachs von mehr als 32 Prozent gegenüber diesem Haushaltsjahr.
„Wir wollen abschreckungs- und verteidigungsfähig sein“, hatte Bundesfinanzminister Lars Klingbeil dieses deutliche Plus im Verteidigungsetat erklärt. Zudem führte der SPD-Politiker die äußere „Bedrohung, die wir derzeit immer noch erleben“ als Argument an.
Zusammen mit Geldern aus dem Sondervermögen soll das Verteidigungsbudget daher auf insgesamt rund 108 Milliarden Euro wachsen. Bei dieser Priorisierung zugunsten der Bundeswehr weiß die Regierung einer Umfrage zufolge die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich.
Die deutliche Erhöhung der Verteidigungsausgaben befürworten 67 Prozent der Deutschen, wie aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) hervorgeht. 30 Prozent halten die Entwicklung für falsch.
Auch in den Anhängergruppen der Regierungsparteien offenbart sich das Bild einer mehrheitlichen Zustimmung für die Etatpläne, wenn auch mit Abstufungen. Während Anhänger von CDU und CSU mit 92 Prozent fast geschlossen hinter dem finanzpolitischen Kurs stehen, befürworten diesen immerhin 75 Prozent bei den Sozialdemokraten.
Auch in der Anhängerschaft der Grünen stößt der geplante Anstieg der Verteidigungsausgaben mit 76 Prozent auf Zustimmung. Bei den beiden anderen Oppositionsparteien überwiegt der Erhebung zufolge die Missbilligung: Unter Anhängern der Linken ist die Ablehnung mit 59 Prozent am größten, bei Anhängern der AfD sind 52 Prozent gegen den Anstieg des Wehretats.
Rückkehr der Wehrpflicht stößt bei Jüngeren auf Ablehnung
Wie bei der parteiübergreifenden Meinungsabfrage zum Verteidigungsbudget offenbart sich ein ähnliches Bild bei der Frage nach einer Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Demnach sprechen sich 61 Prozent der Befragten für einen verpflichtenden Wehrdienst aus, falls in unmittelbarer Zukunft nicht genügend junge Menschen auf freiwilliger Basis für die Bundeswehr zu gewinnen sein sollten.
Wohl wenig überraschend stößt das Szenario einer neuerlichen Wehrpflicht der Umfrage zufolge in der Altersgruppe auf den größten Widerstand, die solch ein Mechanismus am ehesten betreffen würde: Demnach lehnen dies 61 Prozent der 18- bis 29-Jährigen ab. In älteren Jahrgängen ist dieser Prozentsatz den Angaben zufolge jeweils nur ungefähr halb so hoch.

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Ginge es nach Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), soll schon im kommenden Jahr zumindest ein neuer Wehrdienst eingeführt werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf will er dem Kabinett im August vorlegen. Aller Voraussicht nach basiert dieser Wehrdienst auf Freiwilligkeit, zudem wird eine verpflichtende Musterung angestrebt.
Nur etwa jeder Sechste würde zur Waffe greifen wollen
So hoch die Zustimmung bei der Frage nach einer Reaktivierung der Wehrpflicht ist, so niedrig ist offenbar die individuelle Kampfbereitschaft im Verteidigungsfall.
„Auf jeden Fall“ wären der Umfrage zufolge 16 Prozent bereit, Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs selbst mit der Waffe zu verteidigen. Weitere 22 Prozent würden dies nach eigener Einschätzung „wahrscheinlich“ tun. Dem gegenüber steht eine klare Mehrheit von 59 Prozent, die „wahrscheinlich nicht“ oder gar nicht dazu bereit wäre.

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Bei Frauen ist diese Ablehnung mit 72 Prozent demnach besonders hoch, bei Männern liegt sie bei 46 Prozent. Ebenfalls deutlich ist die Ablehnung in der Altersgruppe der über 60-Jährigen mit 68 Prozent, bei den 18- bis 29-Jährigen liegt sie bei 56 Prozent.
Ungeachtet dessen verzeichnet die Bundeswehr bei den freiwillig Wehrdienstleistenden deutliche Zuwächse. Zum 21. Juli sei ihre Zahl im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent auf 11.350 gestiegen, wie das Verteidigungsministerium jüngst mitteilte.
Den Angaben zufolge zählt die Bundeswehr aktuell insgesamt rund 183.100 Männer und Frauen in Uniform. Das sind etwa 2000 mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2024.
Durch das geplante neue Wehrdienstgesetz soll die stehende Armee mit ihren aktiven Soldaten bis etwa Anfang der 2030er Jahre auf rund 260.000 anwachsen. Dazu soll sich die Zahl der Reservisten auf 200.000 etwa verdoppeln. (Tsp, dpa)
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