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Ein ukrainischer Soldaten an einem Checkpoint im Süden des Landes. xAlexxChanx

© IMAGO/ZUMA Wire

Tag 190 des russischen Angriffskriegs: USA halfen mit konkreten Planungen für die ukrainische Offensive im Süden

G7 wollen einen Preisdeckel auf russisches Öl, Verdi droht mit deutschlandweiten Protesten. Der Überblick am Abend.

Schon länger steht die Frage im Raum, wie eng die USA in das Geschehen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine eingebunden sind. Moskau behauptet: Sehr eng, Washington würde sogar konkrete Zeile für die Ukraine bestimmen. So ganz stimmt das nicht.

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Was bisher bekannt war: Die USA liefern durchaus geheimdienstliche Erkenntnisse über die russischen Truppen, Lagepläne und Einsatzstrategien. Wo und ob die Ukraine diese nutzt, sei Kiew überlassen, betont die US-Regierung, die Moskau auf keinen Fall einen Vorwand liefern will, den Krieg auf die Nato-Staaten auszudehnen. 

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums drückte es jüngst so aus: Wir versorgen die Ukrainer mit Informationen, die ihnen helfen, die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind, besser zu verstehen und ihr Land gegen die russische Aggression zu verteidigen. Letztlich treffen die Ukrainer die endgültigen Entscheidungen für ihre Operationen.

Etwas mehr als nur Informationen haben die Militärs in Washington aber wohl bei der gerade laufendenden Offensive im Süden des Landes gegeben, wie CNN berichtet (Quelle hier). US-Experten haben demnach die Ukraine bei der konkreten Planung der Offensive beraten. Ursprünglich wollte Kiew wohl einen sehr viel größeren Vorstoß an mehreren Fronten im Süden unternehmen.

US-Experten hätten aber darauf hingewiesen, dass die Ukrainer weder genug Personal noch Gerät hätten. Kiew und Washington spielten zusammen durch, welche Kapazitäten für welchen Plan benötigt würden. Aktuell konzentriert sich Kiew „nur“ auf die Rückeroberung von Gebieten im Raum Cherson. 

Auch die letzten Waffenlieferungen aus den USA seien auf die Bedürfnisse der nun stattfindenden Offensive abgestimmt gewesen. Details zur nächsten Waffenlieferung will die US-Regierung in den nächsten Tagen bekannt geben. 

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) wollen einen Preisdeckel auf russisches Öl durchsetzen. In einer gemeinsamen Erklärung, die der dpa vorliegt, forderten sie  zudem alle Länder, die russisches Öl importieren, auf, sich dieser Maßnahme anzuschließen. Mehr dazu hier.
  • Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi droht im Streit um die hohen Energiepreise mit deutschlandweiten Protesten und fordert einen zweistelligen Milliardenbetrag für Entlastungen. Der Staat müsse noch einmal 20 bis 30 Milliarden Euro in diesem Jahr zusätzlich in die Hand nehmen“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke der „Augsburger Allgemeinen“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Sanktionen gegen Russland zeigen nach Einschätzung der US-Regierung Wirkung. So liefen etwa Versuche Russlands, sich international Geld zu beschaffen, nicht gut, sagte der Koordinator der Strafmaßnahmen im US-Außenministerium, James O'Brien, in Brüssel. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der kürzlich heruntergefahrene Reaktor des AKW Saporischschja ist nach ukrainischen Angaben wieder ans Stromnetz angeschlossen worden. „Zwei Reaktorblöcke in der Anlage sind nun in Betrieb und erzeugen Strom für den Bedarf der Ukraine“, so das Unternehmen Energoatom auf Telegram. 
  • Der ukrainische Energiekonzern Naftogaz will die Gasproduktion ausbauen, um rechtzeitig für die Heizperiode 2023 europäische Länder beliefern zu können. Die Ukraine könne helfen, die Lücke füllen, die durch den Wegfall russischer Lieferungen entstehe, sagte der Chef des Unternehmens, Jurij Witrenko.
  • Im ostukrainischen Gebiet Donezk haben die Ukraine und Russland erneut Gefangene ausgetauscht. Es seien 14 Ukrainer freigekommen, teilte  der für Kriegsgefangene zuständige Koordinationsstab in Kiew auf Telegram mit.
  • Russland sieht die Funktionsfähigkeit der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 gefährdet. Grund sei, dass nur eine Turbine in einer wichtigen Kompressorstation in Betrieb sei, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. 
  • Nach Angaben der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft sind während des russischen Angriffskrieges mindestens 380 Kinder getötet worden. Den unbestätigten Daten zufolge wurden mindestens 737 Kinder körperlich verletzt.
  • Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat sich für eine Lieferung von deutschen Leopard 2-Kampfpanzern zur Unterstützung der Ukraine ausgesprochen. „Wir sollten auch in dieser Hinsicht der Ukraine helfen, damit sie in der Lage sind, die russische Aggression zurückzudrängen“, sagte er.
  • Nach dem Beginn der Inspektion des AKW Saporischschja durch Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj enttäuscht gezeigt. Der IAEA warf er vor, nicht deutlich die „Entmilitarisierung“ des Nuklearstandorts gefordert zu haben.
  • In der türkischen Meerenge Bosporus ist ein auf Grund gelaufener Frachter mit Getreide aus der Ukraine wieder frei. Der Frachter sei von der Küstenwache mit Schleppschiffen wieder in Bewegung gesetzt worden, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu. 
  • Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben sechs Munitionsdepots im von russischen Truppen besetzten Süden des Landes zerstört. Fünf Munitionslager seien im Gebiet Cherson vernichtet worden, teilte das Kommando „Süd“ auf seiner Facebook-Seite mit.

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