
© dpa/AP/David J. Phillip
Weniger Tests für Menschen ohne Symptome: USA weichen Richtlinien für Coronatests auf – Experten sind entsetzt
Die US-Gesundheitsbehörde CDC schwächt die Bestimmungen für Coronatests ab – wohl auf Druck von Präsident Trump. Mediziner zeigen sich fassungslos.
Stand:
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat ihre Richtlinien aufgeweicht, wer sich einem Coronavirus-Test unterziehen sollte - Medienberichten zufolge auf Druck von Präsident Donald Trump. Bislang empfahl das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) grundsätzlich einen Test für alle, die engen Kontakt zu einem mit Corona infizierten Menschen hatten. Dies sei notwendig, weil auch Menschen ohne Krankheitssymptome das Virus weiterverbreiten könnten.
Seit dieser Woche heißt es auf der CDC-Website, wer sich mindestens 15 Minuten lang nahe eines Infizierten aufgehalten habe, aber selbst keine Symptome zeige, brauche nicht "notwendigerweise" einen Test. Wurden bisher also auch Menschen ohne Symptome aufgerufen, sich einem Test zu unterziehen, wurde dies nun gestrichen.
Dem Nachrichtensender CNN sagte ein Vertreter des US-Gesundheitsministeriums, die Richtlinien seien mit Blick auf den derzeitigen Kenntnisstand aktualisiert worden. Unklar blieb aber, in welcher Weise sich der Kenntnisstand zu Covid-19 verändert haben soll.
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Gesundheitsexperten zeigten sich fassungslos. Geschätzt 40 bis 50 Prozent aller Infizierten seien asymptomatisch, schrieb die Medizinerin Leana Wen von der George-Washington-Universität bei Twitter. Wer dem Virus ausgesetzt worden sei, müsse dies wissen, um seine Familie und die Öffentlichkeit zu schützen. "Es stellt sich die Frage: Wurde diese Änderung vorgenommen, weil wir nicht ausreichend Tests haben?"
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Der renommierte Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci sagte dem Sender CNN am Mittwoch, das könne das falsche Gefühl vermitteln, dass es keine große Gefahr der Virus-Übertragung durch Menschen ohne Symptome gebe.
Fauci sagte CNN, er sei bei dem entscheidenden Treffen über die Änderung der Richtlinien gerade im Narkosesaal gewesen. Der 79-Jährige hatte sich einer Operation an den Stimmbändern unterziehen müssen.
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Der für das Coronavirus-Testprogramm in den USA zuständige Brett Giroir verteidigte den Schritt. Es gehe darum, die Ressourcen besser einzuteilen, sagte er. Er betonte, dass es keinen politischen Druck für diese Entscheidung gegeben habe. Präsident Donald Trump hatte vor einigen Wochen gesagt, die Fallzahlen in den USA seien so hoch, weil zu viel getestet werde. Es blieb unklar, ob Trump das als Scherz oder ernst gemeint hatte.
Sowohl CNN als auch die "New York Times" berichteten, die Gesundheitsbehörde CDC habe ihre Richtlinien auf Druck von Präsident Trump geändert. Der Republikaner hat wiederholt beklagt, dass die USA so hohe Infektionszahlen aufweisen würden, weil so viel getestet werde. Dies lasse sein Land und seine Regierung in einem schlechten Licht dastehen.
In den USA wurden bereits mehr als 5,8 Millionen Corona-Fälle bestätigt, rund 180.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Zwar stimmt es, dass die USA besonders viel testen; zugleich steht außer Frage, dass das Land von dem Virus besonders hart getroffen wurde. Trumps, der sich am 3. November für eine zweite Amtszeit wiederwählen lassen will, steht wegen seines Umgangs mit der Pandemie massiv in der Kritik. (AFP, dpa)
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