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Auch im Internet werden Kriminelle immer professioneller. Eine Spezialeinheit soll gegensteuern.

© Daniel Reinhardt/dpa

Verbrechensbekämpfung im Cyberspace: Hacker-Spezialeinheit soll Sicherheitsbehörden helfen

IT-Experten unterstützen Polizei und Geheimdienst bei der Terrorismus- und Kriminalitätsbekämpfung.

Von Frank Jansen

Die Bundesregierung will den Sicherheitsbehörden helfen, in die verschlüsselte Kommunikation von Terroristen und anderen Schwerkriminellen eindringen zu können. Dazu solle eine „Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (Zitis)“ aufgebaut und von 2017 an tätig werden, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Freitag.

Das Innenministerium wollte den Artikel nicht bestätigen, verwies aber auf schon länger anhaltende „Überlegungen“, wie die Behörden ihre Befugnisse effektiver nutzen könnten. Das betrifft das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei und das Bundesamt für Verfassungsschutz. Die technischen Herausforderungen, „vor denen unsere Sicherheitsbehörden stehen, steigen in fast allen schwerwiegenden Kriminalitätsfeldern permanent an“, hieß es im Ministerium.

Polizei und Verfassungsschutz haben zunehmend Probleme mit den ausgefeilten Verschlüsselungstechniken von Extremisten und Kriminellen im Internet und in der Telekommunikation überhaupt. Gleichzeitig sehen Regierung und Behörden die Verschlüsselung ihrer eigenen Kommunikation immer öfter gefährdet – durch technisch versierte Hacker, die unter anderem für russische Geheimdienste tätig sind.

Auch die Wirtschaft will IT-Experten

Zitis soll Polizei und Verfassungsschutz nun darin unterstützen, eine doppelte Aufgabe zu bewältigen: die eigene Verschlüsselung und die anderer Behörden so effizient zu gestalten, dass sie möglichst lange nicht zu hacken ist – und parallel die Verschlüsselungstechniken von Extremisten und Kriminellen möglichst rasch zu knacken. Dazu soll Zitis bis zum Jahr 2022 etwa 400 Spezialisten und weitere Mitarbeiter erhalten.

IT-Leute mit besonderen Fähigkeiten sind allerdings auch in der Wirtschaft gefragt. Die Regierung muss viel Geld in die Hand nehmen, um Experten zu werben. Zitis soll im ersten Jahr einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag bekommen. Ob das reicht, bleibt offen. Andererseits wird mit der Einrichtung von Zitis einer teuren Konkurrenz zwischen BKA, Bundespolizei und Bundesamt für Verfassungsschutz um Spezialisten vorgebeugt.

Zitis soll keine eigene Behörde werden, sondern eine Art Serviceeinheit. Die IT-Experten werden den Markt nach den neuesten Verschlüsselungsmethoden abgrasen und den Sicherheitsbehörden das nötige Know-how zur Verfügung stellen. Mittelfristig sollen auch die Polizei- und Verfassungsschutzbehörden der Bundesländer profitieren.

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