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Hubert Seipel und der russische Präsident Wladimir Putin schauen gemeinsam in eines von Seipels Büchern.

© picture alliance / dpa

Update

Verlag stoppt Buchverkauf: Putin-Biograf Seipel soll 600.000 Euro aus Russland erhalten haben

Für ein Buchprojekt unterzeichnet der NDR-Journalist Hubert Seipel einem Bericht zufolge einen Sponsorenvertrag mit einer Briefkastenfirma. Die zahlt ihm ein Vermögen – das aus Russland kommt.

Stand:

Als Reaktion auf Medienberichte über mutmaßliche Zahlungen aus Russland an den preisgekrönten Journalisten Hubert Seipel stoppt der Verlag Hoffmann und Campe den Verkauf seiner Bücher über Wladimir Putin.

Der deutsche TV-Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel soll laut Medienberichten hunderttausende Euro aus Russland erhalten haben, ohne dies dem Sender NDR, seinem Arbeitgeber, mitzuteilen. Wie der „Spiegel“ und das ZDF-Magazin „Frontal“ am Dienstag unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern berichteten, geht es namentlich um 600.000 Euro, die im Rahmen eines sogenannten Sponsorenvertrages gezahlt worden seien. 

Demnach unterschrieb Seipel diesen für ein Buchprojekt, im Original „Deed of Sponsorship“ genannt. „Der Autor schreibt ein Buch über das politische Umfeld in der Russischen Föderation, das im Jahr 2019 veröffentlicht werden soll“, heißt es in dem Vertrag aus dem März 2018. „Der Sponsor möchte die Entwicklung des Projekts unterstützen und diese politische und historische Entwicklung durch die Unterstützung des Autors einem breiteren Publikum zugänglich machen.“ Zudem sollte Seipel „logistische und organisatorische Unterstützung“ während seiner Recherche in Russland erhalten.

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Seipel bestreitet Einflussnahme auf Inhalt des Buches

Seipels „Sponsor“, sein Vertragspartner, ist laut Vertrag eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation, die ihren Sitz auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik hat. De Vere gehört augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die Europäische Union im Februar 2022 wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin sanktionierte.

Ein handschriftlicher Vermerk auf dem Vertrag mit Seipel legt außerdem nahe, dass es eine ähnliche Vereinbarung für eine Putin-Biografie bereits im Jahr 2013 gab. Seipel ist damit der erste renommierte westliche Journalist, von dem bekannt wird, dass er aus Putins Umfeld bezahlt wurde.

Seipel, der für das NDR-Fernsehen Putin mehrfach interviewte, räumte auf Anfrage „Unterstützung“ durch Alexej Mordaschow ein. Der mittlerweile sanktionierte Oligarch habe jedoch keinen Einfluss auf den Inhalt seiner Bücher gehabt, so Seipel. Tatsächlich heißt es im Vertrag, der Autor habe keinerlei „Verpflichtungen gegenüber dem Sponsor in Bezug auf das Projekt (weder in Bezug auf den Inhalt oder die Zusammensetzung des Buches noch in anderer Hinsicht) oder dessen Fertigstellung“.

2015 erschien die Biografie „Putin. Innenansichten der Macht“. Und 2021 dann „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“. Beide Bücher wurden von Hoffmann und Campe veröffentlicht, einem renommierten Hamburger Buchverlag.

Der Hamburger Verlag teilte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Der Hoffmann und Campe Verlag hat sich aufgrund des vom „Spiegel“ und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten.“ Der Verlag habe keine Kenntnis von dem geschilderten Sachverhalt gehabt.

Man wolle die Vorgänge intern prüfen zu lassen, auch im Hinblick auf rechtliche Schritte. Der NDR erklärte am Abend, am 6. November durch eine Presseanfrage mit schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Autor Hubert Seipel konfrontiert worden zu sein.

Aufgrund dieser Anfrage habe der Sender mit dem Autor sowie Verantwortlichen der Produktionsfirma Kontakt aufgenommen. Seipel habe dabei eingeräumt, über zwei „Sponsoring-Verträge“ 2013 und 2018 Geld von Alexey Mordashov erhalten zu haben, und erklärt, es sei für zwei Buchprojekte gewesen.

NDR beauftragt Ex-“Spiegel“-Chef mit Prüfung

Den Abschluss der Verträge hatte Seipel dem NDR gegenüber damals nicht offengelegt. „Der Sender sieht hierin einen erheblichen Interessenskonflikt, der Seipels journalistische Unabhängigkeit in Zweifel zieht“, teilte der NDR mit. Den Abschluss hätte Seipel der Produktionsfirma und dem NDR gegenüber offenlegen müssen. Der Autor war zuletzt 2019 für die ARD-Anstalt tätig. 

NDR-Intendant Jochen Knuth sagte dazu, „es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte. Die Vorgänge um die Beauftragung und Umsetzung der Filme, die Hubert Seipel für den NDR realisiert hat, werden wir gründlich überprüfen.“ Hierfür sei der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann gewonnen worden.

Die ARD verwies auf das Statement des NDR und wollte sich nicht weiter äußern, ebenso die russischen Beteiligten bis hin zu Wladimir Putin. (Tsp/AFP)

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