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„Verstehe, dass einige sich mehr Mut wünschen“: Kühnert kann Kritik am Kanzler teilweise nachvollziehen
Endlich mal auf den Tisch hauen, eine Ruck-Rede halten, nicht so zurückhaltend sein – Kritik wie diese gibt es zuhauf in der Öffentlichkeit am Bundeskanzler. Kevin Kühnert kann das teilweise verstehen.
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Die öffentliche Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz kann Kevin Kühnert teilweise nachvollziehen. „Ich verstehe, dass einige sich mehr Mut von ihm wünschen, auch mal eine Position zu beziehen, die noch nicht fest ausverhandelt ist“, sagte der SPD-Generalsekretär im Gespräch mit dem Magazin „Der Spiegel“. „Das stiftet Orientierung, und daran mangelt es in unseren unübersichtlichen Zeiten am allermeisten.“
Er grenzte aber ein, dass Scholz in seinem Amt kein Raufbold sein könne. „Ich bin ein absoluter Gegner dieser Evergreen-Forderungen an den Kanzler, er solle mal auf den Tisch hauen oder eine Ruck-Rede halten. Bei genauerem Hinsehen wollte ich nicht in einem Land leben, in dem der Regierungschef auf so eine autoritäre Art und Weise führt“, so Kühnert.
Wichtiger sei die „Soft Power“. „Dass der Kanzler den Menschen vermittelt: Ich weiß, wo der Alltag anstrengend ist und was euch richtig beschäftigt. Olaf Scholz hat immer wieder gezeigt, dass er das kann. Und es ist unser Job, ihm dabei zu helfen. Insbesondere meiner“, sagte der SPD-Politiker.
2021 habe seine Partei bewiesen, dass sie in der Lage sei, Wahlen zu gewinnen. „Das zu wiederholen wird kein Selbstläufer, aber es ist machbar, wenn wir gleichzeitig hungrig und realistisch sind“, so Kühnert. Er hat in dem Gespräch jedoch auch Fehler im Europawahlkampf eingestanden.
„Ich finde es richtig, dass nach einer krachend verlorenen Wahl die Frage im Raum steht, was handwerklich falsch lief.“ Die Zeiten, in denen Parteien mit Plakaten und Programmen die Themen bestimmen konnten, seien vorbei. „Wir müssen uns also noch stärker auf das Unplanbare vorbereiten, dabei schneller und auch wehrhafter sein“, sagte Kühnert.
Mit 13,9 Prozent der Stimmen hatte die SPD bei der Europawahl ihr schlechtestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl überhaupt geholt. Seine Partei sei „in Wahlkämpfen eine Macht, wenn unsere Mitglieder mit vollem Herzen dabei sind“, so der SPD-General. Diese Sicherheit habe die Parteispitze diesen zuletzt nicht geben können.
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