
© dpa/Sebastian Willnow
„Viele sind davon genervt“: JU-Chef Winkel attackiert Merkel wegen öffentlicher Äußerungen
Zuletzt hat sich Ex-Kanzlerin Angela Merkel wieder regelmäßig öffentlich geäußert. JU-Chef Johannes Winkel sieht darin eine Einmischung in die Tagespolitik und macht seinen Unmut deutlich.
Stand:
JU-Chef Johannes Winkel hat Kritik an der Frequenz öffentlicher Äußerungen von CDU-Altkanzlerin Angela Merkel geübt. Es sei „außergewöhnlich, wie oft sie sich in die Tagespolitik einmischt“, sagte der Chef der Jungen Union dem „Spiegel“.
Außerdem moniert Winkel Merkels Umgang mit ihrer eigenen politischen Vergangenheit. „Diese Wortmeldungen wären glaubwürdiger, wenn sie auch Selbstkritik üben würde.“ Beispielhaft nannte Winkel Merkels Russland- und Ukrainepolitik und ihren aus seiner Sicht „groß inszenierten Auftritt“ mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán sowie ihre Kritik an Polen. „Viele fragen sich: Was genau will sie damit bezwecken?“, sagte Winkel.
Der JU-Chef spekulierte über Merkels Motive, dass sie womöglich ein „schlechtes Gewissen“ habe und „ihren Eintrag in den Geschichtsbüchern zu retten“ versuche. Winkel bezweifelt, dass ihr das gelinge, wenn sie sich jede zweite Woche in eine Debatte einbringe. „Viele in der Union sind davon genervt.“
Die Altkanzlerin hatte bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt vor vier Jahren gesagt, sie wolle ein politischer Mensch bleiben. Zugleich versicherte sie, die Tagespolitik nicht von der Seitenlinie aus kommentieren zu wollen.
Zuletzt hatte sie sich gleichwohl regelmäßig geäußert – jüngst gab sie dem ungarischen Nachrichtenportal „Partizán“ ein Interview. Darin hatte sie erneut Kritik an ihrer Ukrainepolitik zurückgewiesen.
Das sogenannte Minsk-Gesprächsformat zur Umsetzung eines Friedensplans für die Ukraine sei für sie der Versuch gewesen, Russland in einen Deeskalationsprozess einzubinden und der Ukraine damit Zeit zu verschaffen, sagte sie. „Minsk“ war infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine zustande gekommen.
Vor Beginn des Angriffskrieges auf die gesamte Ukraine habe Merkel versucht, ein neues Gesprächsformat mit Kremlchef Wladimir Putin zu initiieren, dies sei jedoch von Polen und den baltischen Staaten blockiert worden. Daraufhin war die Altkanzlerin scharf kritisiert worden.
Merkel tourt seit Monaten durch die Welt, um aus ihren Memoiren „Freiheit“ zu lesen. Dabei trifft sie sich regelmäßig auch mit Staats- und Regierungschefs. (Tsp)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: