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Immer nur sitzen. Die Deutschen bewegen sich zu wenig.

© Frank Leonhardt/dp

Studie: Deutsche bewegen sich zu wenig: Volk der Rumsitzer

Gesundheitsforscher schlagen Alarm: Die Deutschen bewegen sich immer weniger. Und das liegt nicht nur daran, dass körperliche Arbeit seltener wird.

In Deutschland achten immer weniger Menschen auf einen gesunden Lebensstil. Gerade mal neun Prozent der Bundesbürger erreichten die dafür nötigen Mindestanforderungen an körperlicher Aktivität, Ernährung sowie Umgang mit Alkohol, Tabak und Stress, heißt es in einer aktuellen Studie des Krankenversicherers DKV, die am Montag präsentiert wurde. Das sei der niedrigste Wert, den man jemals gemessen habe.

Vor zwei Jahren betrug die Quote der rundum gesund Lebenden noch elf, vor acht Jahren gar 14 Prozent. Und womöglich ist alles noch viel schlimmer. Bei der Frage nach sportlicher Betätigung und Essverhalten neigt der Mensch bekanntlich zu Beschönigung – und die miesen Werte beruhen samt und sonders auf Eigenangaben.

Nicht mal jeder Zweite ist körperlich aktiv
Dass nicht mal mehr jeder Zehnte die Kriterien für gesunde Lebensführung erfüllt, liegt vor allem an einem: fehlender Bewegung. Die Deutschen entwickeln sich der Studie zufolge immer mehr zum Volk der Rumsitzer. Nur noch 43 Prozent der Befragten erreichen nach eigenen Angaben das empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität.

Der Wert sei in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken, berichtete Studienleiter Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. 2010 lag er noch bei 60 Prozent. Dabei galt es beim Bewegungs-Check gerade mal, die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erreichen: 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche zu kommen.

Zur Passivität beigetragen habe fraglos auch die sinkende Zahl derer, die einen körperlich fordernden Beruf ausübten, sagte Froböse. Diese Quote sei seit 2010 von 28 auf 21 Prozent gesunken – und offenbar nicht durch aktiveres Freizeitverhalten kompensiert worden. Jeder Zehnte gab in der Befragung an, körperlich überhaupt nicht aktiv zu sein. Und 30 Prozent haben damit zumindest in ihrer Freizeit nichts am Hut.

Im Geschlechtervergleich bewegen sich Männer auch aufgrund ihrer Jobs häufiger als Frauen. Diese achten dafür stärker auf gesunde Ernährung. Im Vergleich schneiden die ostdeutschen Länder bei körperlicher Aktivität am besten und die Hessen am schlechtesten ab.

Lieblingsbeschäftigung: Sitzen
7,5 Stunden verbringen die Deutschen an einem normalen Werktag im Schnitt auf ihrem Allerwertesten. Bedingt durch Beruf und Computernutzung sitzen Jüngere deutlich länger als Ältere. Und je höher der Bildungsabschluss oder das Einkommen, desto ausdauernder die Position auf dem Bürostuhl.

Am längsten sitzen die Berliner, im Schnitt sind es pro Wochentag 8,6 Stunden. In Sachsen-Anhalt ist es rund eine Dreiviertelstunde weniger.

Die Zahl der Nichtraucher steigt

Bei Ernährung und Alkoholkonsum hat sich wenig verändert. Immerhin knapp jeder Zweite schafft den Benchmark zu gesundem Ernährungsverhalten. Interessant ist, dass dabei wieder die Ostdeutschen vorne liegen und Baden-Württemberg mit Nordrhein-Westfalen das Schlusslicht bildet. Ein gesundes Alkoholverhalten erreichen 82 Prozent, am meisten wird in Hessen, am wenigsten – angeblich – in Rheinland- Pfalz und an der Saar getrunken. Und die Nichtraucherquote hat sich seit 2010 beständig erhöht. Sie liegt jetzt bei 79 Prozent.

Die wenigsten Raucher gibt es in Hessen und im Südwesten, am meisten wird in Mecklenburg-Vorpommern und in Schleswig- Holstein geraucht. Und während sich Niedrigverdiener eher schlechter ernähren und häufiger zur Kippe greifen, ist es beim Alkohol umgekehrt: Je mehr die Befragten verdienen, desto öfter benebeln sie sich mit Deutschlands Droge Nummer Eins.

Stress durch Lärm und Einsamkeit
Zu den am häufigsten genannten Stressbelastungen gehören Arbeitsleben (44 Prozent), Schlafmangel (13 Prozent) und psychischer Stress (12 Prozent). Und nahezu jeder Zweite (43 Prozent) schafft es nach eigenen Angaben nicht, diesen Stress kompensiert zu bekommen.

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Das höchste Stressempfinden haben 30- bis 45-Jährige. Am lärmempfindlichsten sind der Studie zufolge Frauen und Menschen ab 46, die sich noch im Erwerbsleben befinden. Und während 61 Prozent der Frauen am Krach um sie herum leiden, tun das nur 39 Prozent der Männer. Beruflich stören sich die Befragten vor allem an Maschinenlärm und Kollegengeschwätz, privat nerven zuvorderst Straßenlärm und laute Nachbarn.

Unter starker Einsamkeit, die in der Studie ebenfalls als Stressfaktor rangiert, leiden elf Prozent. Am häufigsten klagen darüber stark übergewichtige Menschen, Befragte mit einem Haushaltsnetto von weniger als 1500 Euro und über 65-Jährige. Auffällig ist hier der hohe Anteil von Hausmännern und vor allem -frauen. Von ihnen fühlt sich jede Dritte einsam.

Befragt wurden für die Studie im März bundesweit rund 2.885 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger.

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