
© imago/Chris Emil Janßen/IMAGO/Chris Emil Janssen
Von wegen Eintracht in der Union: Gesödert ist genug
Gutes Regieren hilft, Grüne negieren hilft nicht. Beispiel: NRW. Das muss sich Markus Söder gefallen lassen. Und die Frage: Will er wirklich, dass CDU und CSU regieren – mit einem Kanzler, der Friedrich Merz heißt?

Stand:
Friede, Freude, Eintracht? Eine Union, die ihrem Namen alle Ehre macht? Beileibe nicht. In den Kulissen geht es weiter. Wer glaubt, dass Markus Söder inzwischen irgendwie doch klein beigegeben hätte, der irrt sich. Und heißt der auch Friedrich Merz.
Ja, vor dem Vorhang, auf offener Bühne, werden die Hände geschüttelt und die Arme zum gemeinsamen Jubel hochgerissen. CDU und CSU, gottlob wieder eins, soll das heißen. Nein, sind immer noch zwei, wie die beiden Männer, die vorne stehen.
Freund, Feind, und als Steigerung Parteifreund – ein Spruch aus der Strauß-Zeit, der heute erst recht gilt. Franz Josef Strauß, das ist die CSU-Ikone, die von Markus Söder so verehrt wurde, dass er in die Partei eingetreten ist, die von sich denkt, dass sie das schöne Bayern erst erfunden hat.
Aber nicht nur das ist ein Fall von „Denkste“. Auch, dass Söder ein echter Freund sei. Unionsfreund passt schon eher. Es grassiert immer noch der Morbus Laschet: Söder denkt, er kann es besser. Und er kann nicht anders.
Nicht nur in der Ampel, auch in der Union gibt es das Wort vom „södern“. Bajuwarisch herzhaft oder freundschaftlich ist das nicht gemeint. Wer hineinhorcht in die Union, hört das sehr wohl. Sogar in der CSU, und das nicht nur von ehemaligen Größen. Man hört es nur nicht laut, noch nicht.
Was man hört: Markus Söder nähme, wie 2021, ein Scheitern der CDU in Kauf, um doch noch Kandidat werden zu können. Söder als der deutsche Politiker, dessen Programm das ausgeprägteste Ich ist? Könnte sein. Auf Unionsseite. Die SPD hat ja dafür ihren Olaf Scholz.
Videos zu den Ampel-Parteien sehen Sie hier
Es muss nicht noch schlimmer werden – es ist schon schlimm genug
Eine Krise nach der anderen – Strauß meinte einmal, es muss alles noch viel schlimmer werden, damit die Union gewählt wird. Lange her. Heute ist es aber schon schlimmer: durch die Stärkung Putins und der Extremisten in Deutschland.
Das will die CDU aber so nicht hinnehmen. Zum Beispiel nicht die NRW-CDU. Deswegen geht Söder den Kollegen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst neuerdings so hart an: Weil das bevölkerungsreichste und industriestärkste Bundesland erfolgreich von der Union regiert wird – in einer Koalition, die für Söder des Teufels ist.
Doch Obacht, da braut sich was zusammen. Das kann noch ganz schön wüst für Söder werden. Nicht vergessen: Nordrhein-Westfalen hat mehr Einwohner als Sachsen, Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Und die CDU erreicht dort 40 Prozent – das ist mehr als die CSU in Bayern.
Ein schlagendes Argument, für manche Christdemokraten sogar der Beweis: Eine starke Union ist auch in einem Bündnis mit den Grünen möglich. Ein Blick nach Schleswig-Holstein zeigt das außerdem.
Schwarz-Grün ist natürlich kein Muss, allerdings eine Möglichkeit, die immerhin. Wer wollte sie verbauen, es sei denn, er hieße Söder? Und wer Grüne in die Nähe des Extremismus rückt, der muss erst recht sagen, mit wem er stattdessen koalieren will.
Besser nicht mit Putin-Kuschlern
Die echten Extremisten fallen ja wohl aus, Putin-Kuschler, andere. Oder? Zur demokratischen Mitte zählen die nicht, und keine passt zu einer Volkspartei der Mitte, die noch etwas auf sich hält. Auf sich und ihre Überzeugungen und Prinzipien.
In der Hinsicht gibt es übrigens keine Kompromisse. Warum? Weil sie weitere nach sich zögen, die alle faul wären.
In diesen Zeiten im Bund den Weg zu einer Koalition verbauen zu wollen, die seit vielen Jahren den Christdemokraten immer wieder eine Überlegung wert war, sogar auch im Bund eine Sondierung, sichert die Demokratie nicht.
Ob Schwarz-Grün oder Schwarz-Rot, wo statt auf Angst und Hetze auf Vernunft, Mut und pragmatische Kooperation gebaut wird, da ist die Mehrheit sicher. Sich selber bei der Stimmabgabe und der Sache. Das ist das beste Mittel gegen Extremisten und der richtige Weg zur Sicherung der Demokratie.
BSW und AfD werden am besten durch gutes Beispiel weg regiert. Das will die CDU. Was die CDU will, bestimmt das allein Markus Söder? Friedrich Merz wird es herausfinden müssen.
- Ampelkoalition
- Bayern
- BSW
- CDU
- CSU
- Die Grünen
- Friedrich Merz
- Hendrik Wüst
- Markus Söder
- Mitte
- Nordrhein-Westfalen
- Schleswig-Holstein
- Wladimir Putin
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: