
© dpa/Kay Nietfeld
Vorstellung seines neuen Buchs: Sarrazin wünscht SPD Scheitern bei den Landtagswahlen
Kurz vor den Landtagswahlen im Osten, kurz nach dem Anschlag in Solingen: Thilo Sarrazin ist wieder da, samt neuem Buch. Und hat wie immer markige Botschaften.
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Was seine Buchveröffentlichungen konkret verändert haben, wird Thilo Sarrazin bei der Präsentation seines neuesten Buchs gefragt. Die Antwort ist präzise: „Mein Ferienhaus, das hätte ich mir als Staatsdiener nicht leisten können.“
Doch natürlich weiß Sarrazin, dass das nicht alles ist. Seine Werke, angefangen mit „Deutschland schafft sich ab“, haben die Republik aufgewühlt. Kurz vor den Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, wenige Tage nach der Terrortat von Solingen, sitzt Sarrazin vor der Hauptstadtpresse.
Seiner früheren Partei, der SPD, wünscht er indirekt, sie möge bei den anstehenden Wahlen aus allen Landtagen fliegen: „Wenn ich der SPD eines wünsche: dass sie in den drei Landtagswahlen so krachend verliert, dass letztlich ein interner Macht- und Themenwechsel praktisch unvermeidlich geworden ist.“
Jeder, der nach Deutschland einwandert, wandert am Ende ins Bürgergeld durch.
Thilo Sarrazin, Autor
Hätte man damals, als sein Erstlingswerk erschien, nur auf ihn gehört, stünden die SPD und das Land heute besser da, glaubt Sarrazin. Es gebe eine klare Entscheidung zu treffen: Es könne nur entweder der Sozialstaat westlicher Prägung erhalten oder weiterhin ungesteuerte Einwanderung zugelassen werden. Eins von beiden.
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Solange SPD, CDU/CSU, Grüne und FDP so täten, als gäbe es diese Wahl nicht, „werden sie nie zu einer wirksamen Politik in der Lage sein“, so Sarrazins Diagnose. Dabei, so glaubt er, lägen die Rezepte gegen die AfD auf der Straße. Eine restriktive Migrationspolitik nach dem Vorbild Dänemarks müsse es sein. „Man muss nur danach greifen und sich dem Rezept innerlich öffnen.“
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In seinem neuen Buch „Deutschland auf der schiefen Bahn“ legt Sarrazin seine Ideen dazu einmal mehr dar. Die Sozialausgaben würden einen enormen Anteil des Bundeshaushalts beanspruchen, die Politik sei aber nicht in der Lage, sich mit Einsparungen überhaupt näher zu befassen. Das Geld, das für die Bundeswehr, Ukraine-Hilfen, Verkehrsinfrastruktur sowie Forschung und Entwicklung gebraucht werde, werde von den Sozialausgaben aufgezehrt.
Die Verbindung von männlicher Jugend, kultureller Fremdheit und islamistischer Radikalisierung ist bestürzend.
Thilo Sarrazin über die Tat von Solingen
In der Bildungspolitik gehe derzeit Gleichheit vor Leistung – ein „ideologischer Irrtum“. Sein Rezept: „Eine grundlegend veränderte Einwanderungspolitik könnte den Trend zu einem weiteren Absinken der durchschnittlichen kognitiven Kompetenz abbremsen und vielleicht sogar umkehren.“ So steht es im Buch.
Es sind Thesen wie diese, die Sarrazin, einst Finanzsenator in Berlin, zum Outlaw gemacht haben. Mit Begriffen wie „Kopftuchmädchen“ oder Spartipps für Hartz-IV-Empfänger polarisierte er. Ihm wurde vorgeworfen, rassistische Stimmungsmache mit halbsauberer Statistik zu vermischen. Am Ende eines jahrelangen Streits warf ihn die SPD mit der Begründung, er habe der Partei schweren Schaden zugefügt, erfolgreich hinaus. Sarrazin verzichtete auf weitere Rechtsmittel.
Das Messer als solches ist nicht das Problem
Bildung, Sozialpolitik und zuvörderst die Migration: Um die alten Themen geht es auch im neuen Buch. Sarrazins Vorschläge, unter anderem: Vorschulklassen zur Sprachförderung, schulformübergreifende Kompetenztests, besondere Unterstützung für Brennpunktschulen, keine Inklusion um jeden Preis.
Seine Problemanalyse in Sachen Grundsicherung: „Jeder, der nach Deutschland einwandert, wandert am Ende ins Bürgergeld durch.“ Auch seien die Regelsätze zu hoch im Vergleich zum Verdienst vieler Berufstätiger.
Das Buch komme zur rechten Zeit, sagt ein Vertreter des Verlags. Seit dem 7. Oktober müsse Sarrazins Wirken neu bewertet werden. Auf Solingen nimmt der Autor selbst Bezug. Die Tat werfe ein grelles Licht auf die mit Migration auch verbundenen Kriminalitätsfragen. „Die Verbindung von männlicher Jugend, kultureller Fremdheit und islamistischer Radikalisierung ist bestürzend.“
Das Messer als solches aber, das sei nicht das Problem. „Als Pfadfinder, elf Jahre alt, war ich stolz auf mein mindestens 30 Zentimeter langes Fahrtenmesser, ohne jemanden damit zu bedrohen. Es geht um die mentale Prägung der Männer, die Messer führen.“
In den vergangenen Wochen werde er besonders häufig angesprochen. Oft höre er: „Wenn Sie wüssten, wie Recht Sie haben. Damals war ich anderer Meinung, aber heute…“
Sarrazin wird auch gefragt, ob er vorerst die AfD unterstütze. Doch nein, soweit geht er nicht. Er teile über weite Strecken die Analyse, wie schrecklich Björn Höcke sei. Doch sein Rat sei: Wer gegen die AfD „noch einen Blumentopf gewinnen“ wolle, solle sich lieber mit den Fragen befassen, die die AfD aufgeworfen habe.
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