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Johann Wadephul

© IMAGO/AA/Felix Zahn

Er legt die Spur für Merz: Ist Jo Wadephul Minister oder doch nur Sekretär für Äußeres?

Erst kurz im Amt, und doch schon mit einiger Kritik konfrontiert. Auch aus den eigenen Reihen. Der Außenminister der CDU steht unter Beobachtung.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Tag für Tag zeigt sich, wie sich Friedrich Merz im neuen Amt versteht: vor allem als Außenkanzler. Paris, Rom, Warschau, Washington, Merz reist gern – in der Welt fühlt er sich wohl. Zu wohl? Das wird sich weisen: an seiner Aktivität und Initiative zu Hause, und an seinem Verhältnis zu Außenminister Johann „Jo“ Wadephul (beide CDU).

Nach den wenigen Wochen sieht es so aus, als sei Wadephul eine Art Sekretär für Äußeres. Oder ein Spurensucher und Späher. So wie es sie in früheren Zeiten für die Kanzler gab; Zeiten, die Merz ja noch gut kennt. Also da sagt jetzt einer, was er, Merz, (noch) nicht sagen kann und testet damit die Reaktion der Öffentlichkeit.

Die Idee kann man haben. Aber Wadephul zieht damit schon relativ viel Kritik für die kurzen Wochen im Amt auf sich. Mindestens Gegrummel, aus der CSU kommt auch mehr. Einer nannte ihn wohl schon eine „tickende Zeitbombe“.

Das passt als Bild. Denn gefährlich wird’s, wenn die Kritiker sich auch noch mit Namen zitieren lassen. Nur bisher nicht. Wenn Wadephul aber noch mehr Anlass bietet, dann trifft es ihn. Schon gar, wo Merz in keinem Fall nicht getroffen werden darf. Nur bisher nicht?

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Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung will Jo Wadephul.

Einige Beispiele für Aufregung durch Wadephul: Er forderte fünf Prozent der Wirtschaftskraft Deutschlands für die Verteidigung – Donald Trump konnte sich freuen, die SPD nicht. Harte Kritik an Israel wegen des Vorgehens im Gazastreifen – die SPD konnte sich freuen, die CSU nicht. Teile der CDU übrigens auch nicht. Aufnahmezusagen für Afghanen aus der Zeit von Amtsvorgängerin Annalena Baerbock bleiben bestehen – SPD und Grüne konnten sich freuen, CDU und CSU nicht.

Hier gewinnt der Arbeitsauftrag von Kanzler Merz einen völlig neuen Klang: Außenpolitik aus einem Guss – wenn das so ist, dann braucht Wadephul ein dickes Fell. Dann wird er nämlich anstelle von Merz noch mehr abbekommen, nicht zuletzt in den eigenen Reihen.

Aber die Unionspolitiker entscheiden am Ende darüber, wie lange sie das gut finden, oder auch: ihn gut finden im Amt. Das gilt vor allem für die CSU. Die hat der Außenminister schon sehr verärgert, besonders mit den Äußerungen zu Israel.

In diesen Tagen reist übrigens wieder Wadephul durch die Welt, sechs Länder in vier Tagen, fünf davon in Nahost. Als Spurensucher und Späher für Merz? Das wird sich bei dieser Aktivität rasch weisen. Für eine eigene Initiative ist die Zeit ja doch ein bisschen kurz.

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