zum Hauptinhalt
Russische Soldaten stehen vor einem Helikopter an der Front. (Archivbild)

© Vitaly Nevar/ IMAGO/ITAR-TASS

Britische Informationen zum Ukraine-Krieg: Wagner-Söldner kämpfen nun offenbar als reguläre Einheit

Das britische Verteidigungsministerium spricht vom Versagen Russlands in vielen Bereichen im Krieg. Daher würden private Söldner-Gruppen an die Front geschickt.

Russische Söldner der sogenannten Wagner-Gruppe kämpfen in der Ukraine nach Einschätzung Großbritanniens in enger Abstimmung mit regulären russischen Einheiten. Den Kämpfern sei vermutlich die Verantwortung für eigene Frontabschnitte übergeben worden, wie sie sonst normale Armeeeinheiten übernehmen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.

[Alle aktuellen Nachrichten zum russischen Angriff auf die Ukraine bekommen Sie mit der Tagesspiegel-App live auf ihr Handy. Hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen.]

„Dies stellt eine bedeutende Änderung im Vergleich zu vorherigen Einsätzen der Gruppe seit 2015 dar, bei denen sie typischerweise Missionen durchführte, die sich von offenen, großangelegten regulären russischen Militäraktivitäten unterschieden“, hieß es. Diese Integration untergrabe die jahrelangen Behauptungen der russischen Regierung, es gebe keine Verbindungen zwischen dem Staat und privaten Söldner-Gruppen.

Bereits zuvor hatte es offiziell unbestätigte Berichte gegeben, wonach die Wagner-Gruppe mit der russischen Regierung um Kreml-Chef Wladimir Putin verstrickt ist. Sie soll auch schon in Syrien, der Zentralafrikanischen Republik und auch früher in der Ukraine gekämpft haben.

Die Rolle habe sich vermutlich deshalb verändert, weil die russischen Streitkräfte einen eklatanten Mangel an Infanterieeinheiten auszugleichen versuchten, hieß es vom Verteidigungsministerium in London. Allerdings sei es „höchst unwahrscheinlich“, dass die Wagner-Kräfte ausreichten, um den Verlauf des Krieges wesentlich zu verändern, hieß es in London weiter.

„Russen versagen in vielen Bereichen“

Nach Darstellung des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace scheitert Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine derzeit in vielen Bereichen. Daher könne es sein, dass der russische Präsident Wladimir Putin versuche, seine Strategie erneut zu ändern.

Lesen Sie mehr zum Ukraine-Krieg auf Tagesspiegel Plus:

„Die Russen versagen im Moment vor Ort in vielen Bereichen“, sagte Wallace dem Sender Sky News. „Putins Plan A, B und C ist gescheitert, und er könnte sich nach Plan D umsehen.“ Weder die russische Regierung noch die Söldner-Organisation Wagner waren zunächst für eine Stellungnahme zu erreichen.

Am Mittwoch hatte die Ukraine erklärt, es sei eine massive Verlegung russischer Truppen in den Süden zu beobachten. Dort steht nach britischen Geheimdienstangaben Russlands 49. Armee am Westufer des Dnjepr. Weil die ukrainischen Streitkräfte mehrere strategisch wichtige Brücken beschädigt hätten, sei die Versorgung der Truppen erschwert, die 49. Armee sei verwundbar.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die von russischen Truppen kontrollierte Stadt Cherson im Süden sei praktisch von den anderen russisch besetzten Gebieten abgeschnitten. Die gleichnamige Region Cherson liegt gegenüber der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim und ist der Schlüssel zu deren Versorgung auf dem Landweg. Die Region Cherson war kurz nach Beginn der Invasion am 24. Februar an die russischen Streitkräfte gefallen.

In der Stadt Cherson und einem benachbarten Ort liegt derzeit der Schwerpunkt der ukrainischen Gegenoffensive.

Der britische Geheimdienst veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar täglich in beispielloser Form Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Transparenz im Gegensatz zu Moskau zeigen, Verbündete bei der Stange halten und möglichst Menschen in Russland erreichen, die sonst nur die Kreml-Deutung des Kriegs erreicht.

Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false