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Was gibt's da zu tuscheln? Armin Laschet und Markus Söder vor zwei Jahren in Münster.

© Tobias Schwarz, AFP

Armin Laschet und Markus Söder: Was ist so schlimm am Streben nach Macht?

Politik besteht aus Parteinahme, Kampf und Leidenschaft. Auch das zeigt der Wettstreit zwischen Laschet und Söder. Mit Igitt hat das nichts zu tun. Eine Glosse.

Malte Lehming
Eine Glosse von Malte Lehming

Stand:

Armin Laschet und Markus Söder: Sie sind ehrgeizig, wollen ganz nach oben, die Macht haben, die Geschicke des Landes lenken, Kanzler werden. Oder zunächst zumindest Kanzlerkandidat der Union. Ist das nicht schön?

Stattdessen wird ihr Ehrgeiz als Machtgier diffamiert, als Egotrip, als Imponiergehabe von Alphatieren. Ihre Strategien seien Tricks, heißt es, unlautere Manöver, der Vorwurf der Heimtücke steht im Raum. Einige leiden gar unter dem Spektakel.

Aber Politik ist nun mal kein Gesangsverein Harmonie. Ihr Wesen besteht im „Streben nach Macht“, wie der Soziologe Max Weber es Anfang 1919 in seinem Vortrag über „Politik als Beruf“ definierte.

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Im Unterschied zum Beamten, der „sine ira et studio“, also ohne Zorn und Voreingenommenheit, seines Amtes walten soll, sind Parteinahme, Kampf und Leidenschaft die Elemente des Politikers. Er will, so Weber, einen politischen Verband leiten oder beeinflussen, will gestalten und formen. Dazu gehört, dass er Verantwortung übernimmt für das, was er tut oder unterlässt. Diese Verantwortung kann er weder ablehnen noch abwälzen.

Verschämtes Schweigen beim Elternabend

Wer je einen Elternabend besucht hat, als die Frage gestellt wurde, wer Protokoll schreibt oder für das Amt des Elternvertreters kandidieren möchte, weiß, wie schwer es in einem Verband sein kann, Menschen zu finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Oft folgt auf die Frage verschämtes Schweigen, die Blicke senken sich nach unten. Umso kräftiger wird applaudiert, wenn dann doch jemand seinen Arm hebt.

Laschet und Söder – was immer sie politisch oder charakterlich trennen mag – haben beide ihre Hand gehoben. Sie trauen sich den Job zu, wohl wissend, was er bedeutet. Harte, entbehrungsreiche Arbeit, Sachkenntnis, Dialogfähigkeit, wenig Schlaf. Man denke an Koalitionsverhandlungen, EU-Gipfeltreffen oder Ministerpräsidentenkonferenzen zur Bekämpfung einer Pandemie. Dass sie bereit sind, Kanzler zu werden und all das auf sich zu nehmen, ehrt sie. Die Bürger sollten sich freuen darüber.

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