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Mehr Soldaten braucht das Land.

© Imago/Steinsiek.ch/Joeran Steinsiek

Wer bedient im Ernstfall die Waffen? : Auch Pistorius sollte kämpfen – für die Wehrpflicht

Eine stärkere Bundeswehr ist das Ziel, aufgrund der zunehmenden Bedrohung von außen. Dazu braucht es aber vor allem mehr Soldatinnen und Soldaten. Je schneller, desto besser.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Alle reden über Munition und die Anschaffung von Waffen – es wird Zeit für Entscheidungen. Richtungweisende. Vor allem auch darüber, wer die Waffen im Ernstfall bedienen soll.

„Deutschland muss zur Wehrpflicht zurückkehren. Anders wird es uns nicht gelingen, die Bundeswehr wieder zu einer Territorialarmee zu machen, die auch über ausreichend Reservisten verfügt“, hat Sigmar Gabriel dem Tagesspiegel erklärt. Der ehemalige Außenminister, Obergefreiter a.D. zu anderen Zeiten, hat recht. Genau so ist es.

Widerstandsfähige, leistungsfähige, durchhaltefähige Streitkräfte – sie sind Ziel und Zweck der gesamten Operation inklusive Sondervermögen. Denn eine solche Armee ist unabdingbar zur Abschreckung. Und die ist wieder bitter notwendig.

Deshalb will Deutschland ja seine Armee stark ausbauen: angesichts der Bedrohung durch Russland. Die neuen Nato-Verpflichtungen sehen entsprechend vor, dass statt bisher rund 180.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten bis Anfang der 2030er-Jahre 260.000 im Dienst stehen sollen.

Markus Söder, CSU, Ministerpräsident von Bayern.

© dpa/Ebrahim Noroozi

Die Beurteilung der Lage, wie Militärs sagen, steht fest. Nicht wenige Experten warnen, Russland könnte Nato-Länder schon 2027 oder 2029 angreifen. Hier hat CSU-Chef Markus Söder schlicht recht: „Warum warten, wenn wir schon jetzt heute wissen, dass zumindest die Gefahr besteht?“

Die Reservisten sind ein wichtiges Potenzial

Je länger die politische Führung wartet und zwingende Entschlüsse aufschiebt, desto länger wird auch der sogenannte Aufwuchs der Kräfte dauern. Denn dann fehlt das Reservistenpotenzial, um ein solides Fundament für Krise und Krieg zu schaffen. Die Zahl der verfügbaren Reservisten soll dafür zunächst von 100.000 auf 200.000 verdoppelt werden. Das werden mehr werden müssen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius, SPD.

© IMAGO/Christoph Hardt

Nach den Vorstellungen von Verteidigungsminister Boris Pistorius bekommen demnächst alle 18-Jährigen einen Brief, in dem sie nach ihrer Bereitschaft für einen Wehrdienst gefragt werden. Männer müssen ihn beantworten, Frauen können. Für die Resilienz des „Gesamtsystems Verteidigung“ wird der nur freiwillige Wehrdienst aber nicht reichen. Und auch nicht, bis er wirkt.

Söder glaubt, dass auch Pistorius „im Inneren eher für eine richtige Wehrpflicht ist“. Besser wär’s, aber am besten, wenn er dafür kämpfen wollte. Im Bundeskabinett, das am Mittwoch in seinem Haus tagt, sollte er schon mal einen Vorstoß wagen. Auch seine Partei, die SPD, wird sich gegen diese Einsicht nicht auf Dauer verwehren können.

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