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William und Harry wiedervereint?

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William und Harry wiedervereint: Alles für die Granny

Die tote Queen ist nun nach Edinburgh überführt. Und ihre zerstrittenen Enkel zeigen sich erstmals wieder gemeinsam. Kommt es zur Versöhnung?

In der warmen September-Sonne hat Queen Elizabeth II am Sonntag zum letzten Mal ihr geliebtes Sommerschloss Balmoral verlassen. In einer sechsstündigen Fahrt quer durch Schottland wurden die sterblichen Überreste der am Donnerstag 96-jährig verstorbenen Monarchin in die Hauptstadt Edinburgh gebracht.

Der Leichenwagen mit dem Sarg von Königin Elisabeth II., der mit der königlichen Standarte von Schottland geschmückt ist, fährt auf seinem Weg von Balmoral nach Edinburgh durch Ballater.
Der Leichenwagen mit dem Sarg von Königin Elisabeth II., der mit der königlichen Standarte von Schottland geschmückt ist, fährt auf seinem Weg von Balmoral nach Edinburgh durch Ballater.

© dpa / Andrew Milligan

Dort begleiten der neue König Charles III und seine Geschwister am Montag die tote Mutter zur öffentlichen Aufbahrung in der St. Giles-Kathedrale. Nahe London sorgte der royale Trauerfall am Samstag Abend für eine öffentliche Versöhnung der entfremdeten Prinzen William und Harry. Gemeinsam mit ihren Gattinnen Kate und Meghan sprachen die jungen Royals in Windsor mit Trauernden.

„In Trauer wiedervereinigt“, schrieb der königstreue „Sunday Telegraph“, „vereint für die Großmutter“ titelte der „Daily Mirror“. Deutlich skeptischer berichtete die „Sunday Times“ von einem „unbehaglichen Waffenstillstand der streitenden Windsors“; dem gemeinsamen Auftritt seien „ausführliche Verhandlungen“ vorausgegangen.

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So schlenderten die zerstrittenen Brüder William und Harry und ihre Frauen Kate und Meghan die Auffahrt zu Schloss Windsor herunter und schüttelten ausgiebig Hände. William und Kate übernahmen die eine Seite, Harry und Meghan die andere. Royale Aufgabenteilung wie zu den Zeiten, als alles noch in bester Ordnung war. Kate sagte zu einer Familie hinter der Absperrung: „In Zeiten wie diesen muss man zusammenstehen.“

Es ist keine Versöhnung.

Chris Ship vom Fernsehsender ITV

Der allgemeine Tenor in den Medien: Die Queen wäre glücklich gewesen! Dies ging allerdings vielfach mit der Warnung einher, dass man die Geste nicht überbewerten dürfe.

„Das ist keine Versöhnung“, kommentierte so auch der Royalty-Experte des Senders ITV, Chris Ship. Es habe sich bei dem gemeinsamen Auftritt um eine spontane Idee von William gehandelt: „Er hat es für seine Großmutter und seinen Vater getan.“

In seiner Fernsehansprache am Freitag Abend hatte Charles III nicht nur wie erwartet seinen älteren Sohn und dessen Frau zum Prinzenpaar von Wales ernannt; damit trägt William den seit vielen Jahrhunderten üblichen Titel des Thronfolgers.

Von seiner Großmutter spricht Harry stets liebevoll

Ausdrücklich sprach der König auch von seiner „Liebe“ für Harry und Meghan, deren Umzug nach Kalifornien samt offenherziger Interviews im Königshaus zuletzt für Unruhe gesorgt hatten. Das Herzogspaar von Sussex war wegen lang geplanter Termine ohnehin in England, als sich der Gesundheitszustand der Queen rapide verschlechterte.

„Granny“ Elizabeth hatte in Harrys Herz einen besonderen Platz. Während der Royal über die Queen und auch Prinz Philip liebevoll Anekdoten teilte, warf Harry seinem Vater Charles in einem weltweit beachteten Fernsehinterview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey im vergangenen Jahr vor, ihn finanziell abgeschnitten zu haben und seine Anrufe nicht zu beantworten.

Schaulustige warteten teils stundenlang

In den vergangenen Monaten setzten Meghan und Harry ihre Spitzen gegen die Royal Family jedoch nur noch wohlpointiert und in sparsamen Dosen – genug, um das Interesse aufrechtzuerhalten, das gut fürs Geschäft sei, wie die „Times“ kürzlich spekulierte.

Der Leichenwagen der geliebten Granny verließ am Sonntag, begleitet von Elizabeths einziger Tochter Prinzessin Anne sowie deren Mann Tim Laurence, gegen zehn Uhr vormittags das königliche Anwesen – ein „trauriger und ergreifender Moment“, wie die schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon schrieb.

280
So viele Kilometer liegen zwischen Balmoral und Edinburgh. Dafür wurden sechs Stunden Fahrt angesetzt.

Elizabeths Sarg war in die königliche Standarte gehüllt und mit einem Kranz aus Dahlien, Heidekraut und Gartenwicke geschmückt. Tausende von Menschen säumten den 280 Kilometer langen Weg, für den die Fahrzeugkolonne mehr als sechs Stunden brauchte. Bauern in der Grafschaft Aberdeen hatten Dutzende von Traktoren zu einer Art Ehrengarde am Rand der Straße zusammengestellt.

Schaulustige warteten teilweise stundenlang geduldig auf den kurzen Moment des Vorbeifahrens. Über Nacht ruhte der Sarg im Edinburgher Palast Holyroodhouse, ehe am Montag die feierliche Prozession zur Kathedrale folgt, angeführt vom Charles III.

Erstmals deutlich wurde am Sonntag auch, dass die Briten keineswegs alle ihren neuen König annehmen. Am klarsten trat dies in Edinburgh zu Tage. Der Generalsekretär der durch zwei Abgeordnete im Unterhaus vertretenen schottischen Alba-Party teilte mit, in einem zukünftig unabhängigen Schottland gebe es „keine Duldung“ für die „Absurdität“ eines Königs als Staatsoberhaupt.

Und bei der öffentlichen Proklamation in der schottischen Hauptstadt gab es vereinzelte Buhs und Protestrufe gegen die Verschwendung des Königshauses. Dieser Dissens von der großen monarchistischen Begeisterung der Mehrheit kam in der laufenden BBC-Berichterstattung mit keinem Wort vor. (mit dpa)

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