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„Wir glauben, dass da Fehler passiert sind“: BSW reicht Einspruch gegen sehr knappes Ergebnis bei Bundestagswahl ein
Noch bis heute kann Einspruch gegen das Wahlergebnis eingelegt werden. Vor allem die Wagenknecht-Partei dringt auf Korrektur. Ihr fehlen 0,19 Prozentpunkte zum Einzug ins Parlament.
Stand:
Zwei Monate nach der Bundestagswahl vom 23. Februar sieht das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) Chancen, mit einer Neuauszählung der Stimmen doch noch ins Parlament einzuziehen.
Die Partei legte am Mittwoch beim Wahlprüfungsausschuss des Bundestags fristgerecht und offiziell Einspruch gegen das sehr knappe Wahlergebnis ein. Ziel der Partei ist eine bundesweite Neuauszählung aller Stimmen.
Zählfehler hätten dazu geführt, dass bis zu 32.000 Stimmen für das BSW nicht oder falsch zugeordnet worden seien, erklärte die Partei. Zur Fünf-Prozent-Hürde hätten aber nur 9.529 Stimmen gefehlt.
Sollte der Einspruch erfolgreich sein, sähe der Bundestag ganz anders aus. „Damit hätte (CDU-Chef Friedrich) Merz für seine schwarz-rote Wahlbetrugs-Koalition keine Mehrheit mehr“, sagte Parteichefin Sahra Wagenknecht der „Rheinischen Post“.
„Das BSW verlangt nicht mehr und nicht weniger, als dass jede Stimme, die für das BSW abgegeben wurde, auch für das BSW zählt. Das ist bisher definitiv nicht der Fall“, so Wagenknecht.
Ihre Co-Chefin Amira Mohamed Ali stellte klar, das BSW gehe nicht davon aus, dass bewusst manipuliert worden sei. „Wir glauben, dass da Fehler passiert sind“, sagte Mohamed Ali.
BSW von vielen „falsch gezählten Stimmen“ überzeugt
Das BSW hatte nach dem amtlichen Endergebnis zur Bundestagswahl 4,981 Prozent der Zweitstimmen erreicht. Weil sie somit extrem knapp unter fünf Prozent lag, sitzt sie nicht im neuen Bundestag.

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Die Partei sieht mehrere Fehlerquellen bei der Auszählung: Die Namensähnlichkeit mit dem Bündnis Deutschland habe zur Verwechslung bei den auszählenden Wahlhelfern geführt; wegen der Platzierung des BSW auf Wahlzetteln knapp unter einer Faltung seien die Stimmen der Partei übersehen worden; unter den als ungültig gewerteten Stimmen seien viele „falsch gezählte BSW-Stimmen“.
Einige dieser Fehler hat die Partei nach eigenen Angaben durch kleinteilige Recherchen belegt. Auf dieser Grundlage hat sie hochgerechnet und kommt zu dem Schluss: „Unter dem Strich reichen nach aktuellem Stand die gefundenen Stimmen für das BSW aus, um hochgerechnet auf 95.109 Wahlurnen und Briefwahlbezirke die Fünf-Prozent-Hürde zu überschreiten.“ Dies zu überprüfen sei auch geboten, um Zweifel an der Demokratie auszuräumen, sagte BSW-Generalsekretär Christian Leye.
Ergebnis der Neuauszählung könnte Machtverhältnisse verschieben
Sollte es tatsächlich zu einer Neuauszählung der Stimmen kommen und sollte dabei wirklich die nötige Stimmenzahl für das BSW ermittelt werden, könnte das weitreichende Folgen haben: Zöge das BSW noch in den Bundestag ein, würden die 630 Mandate neu aufgeteilt.
In dem Fall hätte die geplante schwarz-rote Koalition voraussichtlich keine Mehrheit mehr. Genau wegen dieser Folgen sei es unwahrscheinlich, dass die übrigen Parteien im vorgesehenen Prüfverfahren dem Einspruch des BSW stattgäben, meinte Leye.
Laut Wahlprüfungsgesetz kann jeder Wahlberechtigte binnen zwei Monaten nach einer bundesweiten Wahl schriftlich Einspruch einlegen - nach Angaben des Bundestags gingen bis Dienstagnachmittag 885 solcher Eingaben ein.
Darüber berät der Wahlprüfungsausschuss. Die Entscheidung trifft anschließend das Parlament. Dagegen wiederum kann Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt werden.
Das BSW hatte bereits Mitte März mit einem Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht versucht, noch vor Feststellung des amtlichen Endergebnisses eine Neuauszählung zu erwirken. Die Karlsruher Richter lehnten dies ab und verwiesen auf den Weg über den Wahlprüfungsausschuss. (dpa)
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