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© AFP

Großbritannien: „Wir stehen unverwüstlich zusammen“

Nach dem Anschlag von Glasgow greift die britische Polizei durch – und die Politiker appellieren ans Volk.

Von Markus Hesselmann

Für die neue Innenministerin war es die dritte Krisensitzung innerhalb von 48 Stunden. „Wir lassen uns nicht einschüchtern“, sagte Jacqui Smith am Samstagabend, als die Sicherheitskommission „Cobra“ des britischen Kabinetts erneut zusammenkam. Nach den beiden vereitelten Bombenanschlägen in London waren zwei Männer mit einem Geländewagen am Samstagnachmittag in den Flughafen Glasgow gerast und hatten den Eingangsbereich des Hauptgebäudes in Brand gesetzt. Die Sicherheitsbehörden sehen einen Zusammenhang mit den vereitelten Anschlägen von London, ohne sich zunächst über Details zu äußern.

Sehr bald ging die Polizei in Glasgow von einem Anschlag aus. Erste Spekulationen, dass es sich vielleicht um einen Unfall halten könnte – ganz ähnlich dem von 2004 in Berlin-Tegel, als ein Geländewagen in die Flughafenhalle raste – bewahrheiteten sich nicht.

Augenzeugen in Glasgow hatten von Handgreiflichkeiten zwischen den beiden Insassen des Autos auf der einen sowie Sicherheitskräften und Fluggästen auf der anderen Seite berichtet. In anderen Zeugenberichten war von Panikreaktionen unter den Fluggästen die Rede. Ein Polizist rang schließlich einen der beiden Täter „asiatischer Herkunft“ zu Boden und nahm ihn fest.

Ein zweiter Täter hatte bei dem Brandanschlag selbst Feuer gefangen und erlitt schwere Verbrennungen. Er verletzte sich lebensgefährlich. Bei seiner Ankunft in einem Glasgower Krankenhaus fand die Polizei ein zunächst nicht näher bezeichnetes „verdächtiges Objekt“ am Körper des Mannes. Daraufhin wurde das Krankenhaus evakuiert. Der Verdacht, dass der Mann womöglich Sprengstoff bei sich trage, erhärtete sich jedoch nicht.

„Ich möchte, dass alle Briten jetzt wachsam sind“, sagte Premierminister Gordon Brown am Samstagabend nach der Sitzung des Notfallkabinetts in einer Fernsehansprache. Es sei richtig, in ganz Großbritannien jetzt die höchstmögliche Terrorwarnstufe auszurufen. „Ich weiß, dass das britische Volk vereint, unverwüstlich und stark zusammenstehen wird“, sagte Brown. Die höchste Stufe – „kritisch“ – bedeutet, dass die Sicherheitskräfte jederzeit mit unmittelbar bevorstehenden terroristischen Angriffen rechnen. Das heißt nicht, dass nun konkrete Erkenntnisse über einen bestimmten bevorstehenden Anschlag vorliegen, sondern dass die allgemeine Lage nach den Vorfällen von London und Glasgow einen weiteren Anschlag erwarten lässt.

Nach dem Vorfall in Glasgow gab es auf Flughäfen in Großbritannien und den USA verstärkte Polizeikontrollen. Der Flughafen von Liverpool wurde zwischenzeitlich geschlossen. Bei der Bundespolizei am Flughafen Tegel hieß es, dass es in Berlin derzeit keine besonderen Maßnahmen gebe. Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte dies am Sonntag für ganz Deutschland. Es gebe weiterhin eine hohe abstrakte, aber keine konkrete Gefahr für die Bundesrepublik.

Am Tag vor dem mit nur wenigen leicht Verletzten glimpflich verlaufenen Brandanschlag von Glasgow hatte die Polizei in London zwei Autobomben entschärft. Eine Woche vor dem zweiten Jahrestag der Attentate vom 7. Juli 2005 entging die britische Hauptstadt damit einem weiteren verheerenden Anschlag. Damals hatten Selbstmordattentäter 52 Menschen getötet.

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