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„Wollen mit den Leuten gemeinsam die Dinge verändern“: Özdemir fordert von den Grünen weniger Besserwisserei
Bei der Wahl im März würde der 59-Jährige gern Ministerpräsident. Für seine Partei hat er einen eindringlichen Rat und empfiehlt sein Bundesland als Vorbild für politisches Handeln.
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Der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister richtet klare Worte an seine Partei. Cem Özdemir fordert die Grünen auf, sich ein Vorbild an Baden-Württemberg zu nehmen. „Wir müssen mal selbstkritisch fragen, warum wir immer noch im Verdacht stehen, die Menschen zu belehren oder noch alles besser zu wissen“, sagte der 59-Jährige der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Wir Grünen in Baden-Württemberg wollen nicht jeden Lebensbereich regeln, sondern mit den Leuten gemeinsam die Dinge verändern.“
Özdemir kandidiert für die Grünen als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg am 8. März 2026. Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) tritt nach drei Amtszeiten nicht mehr an. Für die CDU geht Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel ins Rennen um die Nachfolge Kretschmanns.
Umfragen sehen die CDU seit Langem deutlich vor den Grünen. Sie liegt in der jüngsten Infratest-Dimap-Umfrage von Mitte Oktober bei 29 Prozent, die Grünen nur bei 20. Beim Institut Insa steht es 31 zu 17 für die Union.
Ich habe das Glück, dass ich nicht so gerupft aus der Ampel gegangen bin wie andere.
Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Grünen in Baden-Württemberg
„Ich habe das Glück, dass ich nicht so gerupft aus der Ampel gegangen bin wie andere“, sagte Özdemir weiter. „Dies hat vielleicht auch mit meinem baden-württembergischen Hintergrund zu tun: Eine Sensibilität für das Wohlergehen der Wirtschaft ist bei uns Teil der DNA“, sagte Özdemir. Beim Klimaschutz müsse man etwa zuallererst die Akzeptanz in der Bevölkerung in den Blick nehmen. Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz führte in der Ampelkoalition unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) dessen Vize, Özdemirs Parteikollege Robert Habeck.
Özdemir äußert sich zu Palantir in Baden-Württemberg
Auch nach seinem Abschied aus der Bundespolitik äußert sich Özdemir immer wieder zu brisanten Themen wie beispielsweise dem Verbrenner-Aus oder der von Kanzler Merz (CDU) entfachten Stadtbild-Debatte, die er als als „holzschnittartig“ kritisierte. „Die einen verschließen die Augen und tun so, als hätten wir gar kein Problem, und auf der anderen Seite haben wir Leute, die den Eindruck erwecken, als seien Menschen mit Migrationshintergrund für jedes Problem in diesem Land verantwortlich“, sagte Özdemir jüngst dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Im Gespräch mit der Wochenzeitung sprach er nun auch über die umstrittene KI-gestützte Sicherheitssoftware Palantir, die bei der Kriminalitätsbekämpfung helfen soll und mit der die schwarz-grüne Regierung in Stuttgart plant. Zu den Palantir-Miteigentümern zählt der Milliardär und Trump-Unterstützer Peter Thiel.
Nun aber gibt es Widerstand an der Basis der Grünen in Baden-Württemberg. Özdemir sagt dazu: „Ich werde mit baden-württembergischen Unternehmen eine Initiative für eine schlagkräftige Ermittlungssoftware gründen, die mit Peter Thiel nichts zu schaffen hat: Ich will eine europäische, eine baden-württembergische Polizeisoftware.“ (lem)
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