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Christian Wulff.

© dpa

Korruptionsverdacht: Wulff ist noch nicht entlastet

Ein Verfahren in Berlin ist bald vorbei, eine Entlastung bedeutet das aber nicht. Denn die Staatsanwälte in Hannover werden noch lange gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff ermitteln.

Die Ermittlungen in Berlin gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff werden zwar beendet, bevor sie richtig begonnen haben; in Hannover prüfen die Staatsanwälte dagegen weiter einen Korruptionsverdacht. Und das wird noch einige Zeit dauern, frühestens im Spätsommer werde mit einem Ergebnis gerechnet, sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch.

Die Berliner Ankläger waren eher mit den Nebensächlichkeiten der Affäre befasst. Gleichwohl hagelte es Strafanzeigen, als zum Jahresanfang Vorwürfe bekannt wurden, Wulff und seine Frau Bettina hätten Luxusdinge konsumiert, ohne dafür angemessen bezahlt zu haben. Damit waren die Ankläger in Berlin als mutmaßlichem Tatort juristisch zur Prüfung verpflichtet. Zugleich erhärtete sich der Verdacht in Hannover bis zur Entscheidung im Februar, ein förmliches Ermittlungsverfahren einzuleiten. Weil damit die Aufhebung des Immunität des damaligen Präsidenten nötig wurde, musste er zurücktreten. Zugleich konnten damit auch die Berliner Ankläger Wulff offiziell als Beschuldigten führen – ein Schritt, den man vorher vermieden hatte.

Wie umfangreich in Berlin ermittelt wurde, ist nicht bekannt. Die wesentlichen Fakten lagen hier allerdings auf dem Tisch. Die Dauer des Verfahrens dürfte vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass alle Schritte und Wertungen in dem noch immer politischen Fall mit den Leitungsebenen abgestimmt worden sind. Dass an den Vorwürfen inhaltlich nicht viel dran sein würde, war den Beteiligten von Anfang an klar.

Ob das Verfahren in Hannover für Wulff auch so glimpflich enden wird, ist offen. Dort prüfen die Ermittler Ferienaufenthalte der Wulff-Familie, die zunächst der befreundete Film-Manager David Groenewold bezahlte. Wulff beharrt darauf, alle Rechnungen beglichen zu haben. Gegen Groenewold wird wegen Verdachts der Vorteilsgewährung und der Eidesstattlichen Falschaussage ermittelt.

Die Ermittler in Hannover durchflöhen derzeit die Akten aus der niedersächsischen Staatskanzlei und sichten tausende Mails. Derweil läuft noch ein Bestechlichkeitsverfahren gegen Wulffs Exsprecher Olaf Glaeseker. Auch hier könnten Funde und Ergebnisse eine Gefahr für Wulff bedeuten. Der will in der Öffentlichkeit dazu schweigen.

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