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Verurteilt. Sakineh Mohammadi Ashtiari in der Sendung des staatlichen iranischen Satellitenprogramms. Ihre Freilassung steht offensichtlich nicht bevor – statt Steinigung wegen Ehebruchs droht ihr nun die Hinrichtung wegen angeblichen Mords.
© AFP

Neues "Geständnis": Zu Steinigung verurteilte Iranerin im Fernsehen vorgeführt

Es hieß, sie sei freigelassen - dabei droht ein neues Todesurteil. In der makabren Inszenierung fürs Staatsfernsehen spielt die zu Steinigung verurteilte Iranerin Ashtiani den Mord am Ehemann nach.

Eilmeldungen über die angebliche Freilassung von Sakineh Mohammadi Ashtiani haben sich in der vergangenen Woche schnell als falsch erwiesen. Die 2006 wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilte Iranerin, deren Schicksal weit über die Landesgrenzen Aufmerksamkeit erregte, ist weiterhin im Gefängnis. Die Bilder, die sie zusammen mit ihrem Sohn zeigten, waren Teil einer Dokumentation des staatlichen Senders Press TV, die über Satellit ausgestrahlt wird.

In dem 25-minütigen Film, der am Wochenende mehrmals gesendet wurde, wird der ganze Fall mit all seinen komplizierten Details aufgerollt. Ashtiani stellt in ihrem Haus in der nordwestiranischen Stadt Osku den Mord an ihrem Mann nach, den sie gemeinsam mit ihrem Geliebten begangen haben will. Der Sender macht keine Angaben darüber, weshalb die 43-Jährige ihre Einwilligung zu diesen Aufnahmen gegeben hat. Für Amnesty International wird mit diesem weiteren „Geständnis“ mitten in einem laufenden Mordverfahren aus der iranischen Justiz ein Possenspiel gemacht. Das Steinigungsurteil wegen Ehebruchs gegen Ashtiani wird derzeit vom Obersten Gerichtshof überprüft.

Mit einem versteinerten Gesichtsausdruck, der keine Gefühlsregungen verriet, erklärte Ashtiani mit knappen Worten, wie sie den Geliebten kennengelernt und wie er sie zum Mord an ihrem Ehemann angestiftet und bei der Ausführung geholfen hatte. Sie zeigte, wie sie die Betäubungsspritze gesetzt hatte und wie das Elektrokabel an den Fuß des Gatten gebunden wurde. Erst der siebte Stromstoß führte zum Tod.

Ashtiani trat in Kopftuch und Mantel auf und nicht im schwarzen Tschador wie bei früheren Malen. Auffallend war auch, dass sie in Farsi sprach und nicht Azeri, wie es in ihrer Gegend üblich ist. Mit Bildern des Toten, Aussagen eines Gerichtsmediziners und Polizeiprotokollen wurden ihre Aussagen untermauert. Dagegen wurde nicht erklärt, weshalb der angebliche Mittäter – von dem Bilder gezeigt wurden – in Freiheit ist, während Ashtiani im Gefängnis sitzt.

Die Mordanklage gegen die Mutter von zwei Kindern hatten die iranischen Behörden erst erhoben, nachdem das Steinigungsurteil international für Empörung gesorgt hatte. Der Film lieferte auch eine Erklärung dafür, wie es zu dieser internationalen Kampagne gekommen ist. Danach gibt es im Iran seit 2005 einen Erlass eines hohen Geistlichen, wonach die Steinigungsstrafe ausgesetzt ist. Da aber die Ausführungsbestimmungen noch unklar gewesen seien, hätte der damalige Anwalt von Ashtiani ihrem Sohn Sajjad geraten, den Fall im Ausland publik zu machen, um so Druck auf die iranische Justiz auszuüben.

Dieser Anwalt, der inzwischen in Norwegen im Exil lebt, wird zusammen mit Mina Ahadi vom Internationalen Komitee gegen Steinigung in Berlin als Schlüsselfigur für diese internationale Einmischung abgestempelt und verunglimpft; Ahadi wird vorgeworfen, sie sei Mitglied in einer terroristischen Organisation. Ahadi hatte Mitte letzter Woche erklärt, sie habe Informationen aus dem Iran darüber, dass die Ashtianis und ihr Sohn Sajjad bereits frei gelassen worden seien.

Über das Schicksal der beiden deutschen Journalisten, die in Tabriz ein Interview mit dem Sohn geführt hatten und dabei verhaftet wurden, erfährt man aus der Press-TV-Dokumentation nichts Neues. Nichts und niemand werde die iranische Justiz von ihrem Weg abbringen, warnt darin der Staatsanwalt von Tabriz. Die Hoffnung, dass der „Ehebrecherin“ - wie sie von iranischen Medien regelmäßig genannt wird – die Steinigung erspart bleibt, ruht auf Mohammed Javad Larijani, einem einflussreichen Berater des Obersten Führers Ali Chamenei, der sich des Falles nun angenommen hat. mit AFP

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