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Fahndungsplakat von Ex-RAF-Mitglied Burkard Garweg

© AFP/DAVID GANNON

Update

Zugriff am Bahnhof Berlin-Spandau: Festgenommener ist kein gesuchter Ex-RAF-Terrorist

Erneut wurde bei der Fahndung nach den Ex-RAF-Leuten Garweg und Staub der Falsche festgenommen. Am Dienstagabend traf es einen Mann am Bahnhof Berlin-Spandau. Er wird nun wieder freigelassen.

Stand:

Die am Bahnhof Berlin-Spandau vorläufig festgenommene Person ist kein gesuchter Ex-RAF-Terrorist. „Die Überprüfungen haben ergeben, dass es sich um keinen Gesuchten handelt“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden der Deutschen Presse-Agentur. Die Freilassung des Mannes sei angeordnet. Weil es sich um einen Unbeteiligten handele, würden keine Details mitgeteilt.

Zuvor hatte die Bundespolizei Berlin dem Tagesspiegel bestätigt, dass am Dienstagabend in Spandau eine Person im Zusammenhang mit der Fahndung nach den ehemaligen RAF-Terroristen Burkard Garweg und Ernst-Volker Staub vorläufig festgenommen worden war.

Die Bundespolizei habe am Dienstagabend gegen 22:30 Uhr im Bahnhof Spandau einen Mann festgenommen, als ein verspäteter ICE von Bonn nach Berlin eingetroffen sei. Schon gegen 22 Uhr sei ein Zeugenhinweis auf den Mann eingegangen.

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Der Verdächtige sei in Begleitung einer Frau und eines Hundes gewesen. Die Frau sei aber nicht festgenommen worden. Der Mann habe keinen Widerstand geleistet. Er sei in den zentralen Gewahrsam der Polizei Berlin gebarcht worden. Gemeinsam mit dem federführenden LKA Niedersachsen und der Berliner Polizei prüfte die Bundespolizei draufhin die Identität des Mannes.

Eigentlich steht den Behörden auch das „Fast-ID“-Verfahren zur Verfügung, ein digitales System für Fingerabdrücke, das einen Abgleich mit den einschlägigen Datenbanken ermöglicht. Ob dieses System nun zum Einsatz kam, sagte die Sprecherin der Bundespolizei auch auf Nachfrage nicht.

Wie „Bild“ unter Berufung auf Polizei- und Sicherheitskreise berichtete, wurde zunächst davon ausgegangen, dass es sich bei dem Festgenommenen um Burkhard Garweg (55) handelt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollte auch ein DNA-Abgleich klären, ob er der Festgenommene war. Zunächst hatte „Bild“ noch berichtet, der Hinweisgeber habe den Mann als Garwegs Komplizen Ernst-Volker Staub erkannt (69).

Nach einem Bericht der „BZ“ überwältigten GSG-9-Beamte in Zivil den Mann, als sein Zug in Spandau hielt. Der Verdächtige behauptete demnach, nicht der Gesuchte zu sein. Auch seine Begleiterin habe geäußert, die Behörden hätte den Falschen festgenommen.

Eine LKA-Sprecherin bestätigte zunächst lediglich, dass die Festnahme im Zusammenhang mit den gesuchten Garweg und Staub steht.

Die nächste Verwechslungen bei der RAF-Fahndung

Es ist nicht das erste Mal, dass der Polizei im Zusammenhang mit den gesuchten Ex-RAF-Mitgliedern Staub und Garweg ein Fehler unterläuft. Schon Mitte März wurde der Autor und Musiker Andreas Weiser an einer Bushaltestelle in Steglitz-Zehlendorf von vermummten Polizisten gefesselt und festgehalten. Sie hatten ihn für Garweg gehalten.

Fahndungsfotos des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigen den früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub

© dpa/---

Und Mitte Juli nahm die Berliner Polizei auf einem Fahrgastschiff am Treptower Park einen Mann fest, den ein Zeuge für Ernst-Volker Staub gehalten hatte. Bei einer Identitätsfeststellung auf dem Polizeirevier per „Fast-ID“-Verfahren zeigte sich jedoch, dass es nicht Staub war. Auch der Personalausweis war echt. Der Mann wurde wieder freigelassen.

Garweg und Staub gehörten zur 3. RAF-Generation

Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen die ehemaligen RAF-Terroristen Staub, Garweg und Daniela Klette wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs in mehreren Fällen. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen.

Die Polizei – federführend das LKA Niedersachsen – hatte jahrzehntelang nach ihr gesucht. Nach Staub und Garweg wird weiter gefahndet. Sie gehörten der Kommandoebene der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen getötet hatte, für aufgelöst. Klette, Garweg und Staub tauchten unter.

Klette wurde nach ihrer Festnahme im Februar zusätzlich ein schon seit 2018 bestehender Haftbefehl der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe unter anderem wegen des Vorwurfs zweier versuchter Morde eröffnet. Sie soll an einem gescheiterten Anschlag auf ein Gebäude der Deutschen Bank im hessischen Eschborn im Jahr 1990, einem Schusswaffenanschlag auf die US-Botschaft in Bonn 1991 und einem Sprengstoffanschlag auf einen Gefängnisneubau im hessischen Weiterstadt 1993 beteiligt gewesen sein.

Die niedersächsischen Ermittler suchen aber wegen anderer Vorwürfe nach Garweg und Staub: Sie sollen zusammen mit Klette zwischen 1996 und 2016 in Nord- und Westdeutschland bewaffnete Raubüberfälle auf Geldtransporter und Supermärkte begangen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Insgesamt sollen sie den bisherigen Ermittlungen zufolge rund 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. (dpa, AFP, Tsp)

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