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„Zwei furchtbare Taten“: Scholz erinnert an Lübcke-Mord und NSU-Anschlag
Kanzler Scholz hat an die Bürger appelliert, sich gegen Hass und Gewalt zu stemmen. Nur so könnten politisch motivierte Straftaten verhindert werden.
Stand:
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der Jahrestage des Mords am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und des NSU-Nagelbombenattentats in Köln-Mülheim an die Bürger appelliert, sich gegen Hass und Gewalt zu stemmen.
„Wer andere beleidigt, bedroht oder herabwürdigt, der muss überall auf Widerspruch stoßen. Im Netz, genauso wie am Stammtisch oder im Büro“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag in der im Internet verbreiteten Video-Botschaft „Kanzler kompakt“. „In solchen Situationen einzuschreiten, fällt nicht immer leicht. Aber nur so kommen wir an gegen den Hass, der Herzen vergiftet und Hirne vernebelt.“
Scholz nannte die Ereignisse in Kassel und Köln „zwei furchtbare Taten“. „An sie zu erinnern, ist mir wichtig – gerade jetzt.“ Der Kanzler betonte, dass sich Anfeindungen, Angriffe und Beleidigungen derzeit häuften – mehr als 60.000 politisch motivierte Straftaten hätten die Sicherheitsbehörden 2023 erfasst.
Wir wissen nicht, ob der Mord an Walter Lübcke hätte verhindert werden können. Aber wir wissen, dass wir nicht genug getan haben, um die Gefahr abzuwenden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
„Das ist ein neuer, trauriger Höchststand“, sagte der Kanzler. Täter müssten in jedem Fall zur Rechenschaft gezogen und „schnell und spürbar bestraft“ werden.

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Vor genau fünf Jahren erschoss der Rechtsextremist Stephan E. den damaligen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Am Sonntag fand in der Kasseler Martinskirche eine Gedenkfeier für den CDU-Politiker statt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm als Ehrengast teil.
Steinmeier würdigte Lübcke in seiner Rede als Kämpfer für die Grundwerte der Bundesrepublik und mahnte: „Wir wissen nicht, ob der Mord an Walter Lübcke hätte verhindert werden können. Aber wir wissen, dass wir nicht genug getan haben, um die Gefahr abzuwenden.“
Zur Vorgeschichte des Mordes an Lübcke gehöre das „Versäumnis des Staates, die furchtbare Gefahr des Rechtsterrorismus in ihrer ganzen Dimension zu erkennen“, sagte Steinmeier.
Zudem hätten Extremisten von den zunehmend aufgeheizten politischen Debatten profitiert: „Sie versuchen, mit Worten einzelne Gruppen zu entmenschlichen, um das Ventil für Hass zu öffnen und auch, um Angst und Terror in diesen Gruppen zu verbreiten.“
In der Keupstraße im Kölner Stadtteil Mülheim hatten die beiden NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 9. Juni 2004 eine mit Nägeln gefüllte Bombe gezündet. Durch die Explosion wurden 22 Menschen verletzt, einige lebensgefährlich.
Die Polizei vermutete die Urheber der Tat danach lange Zeit in der türkischen Community. In Richtung Rechtsextremismus wurde nicht ermittelt. Erst nachdem Mundlos und Böhnhardt 2011 tot aufgefunden worden waren, wurde deutlich, dass die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ für die Tat verantwortlich war. (dpa/epd)
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