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Menschenschlange am Tag der offenen Tür der Bundesregierung vor dem Bundeskanzleramt

© dpa/Christoph Soeder

Zwei Tage offen, 363 Tage geschlossen: Was der Tag der offenen Tür wirklich aussagt

Zwei Tage lang gibt sich die Bundesregierung volksnah. Gut so. Gegen den Abgehobenheitsverdacht hilft aber nur transparentes Handeln. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Wenn um die Tatsache, dass Türen oder Tore geöffnet werden, viel Gewese gemacht wird, dann ist dahinter meist etwas verborgen, an das sonst kein Rankommen ist: wertvolle Schätze, historische oder technische Raritäten, Königshäuser und so.

Und in der Regel kommen die Interessierten in Scharen. Das wird an diesem Wochenende vermutlich nicht anders sein, wenn die Bundesregierung zum 21. Mal zum Tag der Offenen Tür einlädt. Sein Motto: Hallo, Politik!

Hallo geht als Anrede sowohl unter Freunden wie auch an Fremde. Und dass Politik und Bürgerschaft sich in manchen Fragen fremd geworden sind, darf man mit Blick auf Umfragen zur Regierungszufriedenheit der Bevölkerung annehmen.

Es ist also gut, wenn die Politik mal Hallo sagt, und Ministerinnen und Minister in den Foyers oder Höfen ihrer Ministerien sitzen und ansprechbar sind. Wenn sie Kritik hören und beantworten.

Zwei Tage offen, 363 Tage zu

Den Rest des Jahres mag das nachwirken bei denjenigen, die hingegangen sind, aber nicht mal das ist sicher. Und ohnehin sind zwei offene Tage im Verhältnis zu 363 geschlossenen zu wenig. Eine Regierung ist kein Königshaus, kein Schatz und keine Rarität. Sie soll sich so auch nicht aufführen. Ein Bundesinnenminister, der kichernd erklärt, Gesetze müssten nur kompliziert genug sein, dann könne man seine Interessen reinmogeln und durchsetzen, ohne das die Leute es merken, ist das Gegenteil einer offenen Tür.

Der ist eine Tür, die einem ins Gesicht geworfen wird. Da kann er sich dann hinterher hundertmal auf Ironie berufen, das macht nichts mehr besser. Denn man ahnt das Körnchen Wahrheit, das auch im Ironiefall noch in der Bemerkung steckt, und ist verstimmt.

Wenn zudem vom Bundestag geklagt wird, dass die Regierung Kleine Anfragen zunehmend verspätet oder unzureichend beantwortet, dann ist auch das kein Ausweis freundschaftlicher Hallo-Nähe, dann ist das ein achselzuckendes Zeichen von Arroganz und Ignoranz.

Das Volk ist der Chef, nicht der Gast

Der gerissene Abgabetermin übergeht die Ansprüche der volksvertretenden Fragesteller und das inhaltliche Defizit die Ansprüche der Bevölkerung ganz direkt. Denn die Kleinen Anfragen sind als Bundestagsdrucksachen, die allgemein zugänglich gemacht werden, auch ein Mittel, um Transparenz zu schaffen.

Wollen die Regierenden nicht in Abgehobenheitsverdacht geraten, sollte sich an diesen Punkten dringend etwas ändern. Denn festgeschrieben ist, dass das Volk der Chef ist und nicht die Regierung. Was passiert, wenn das in Vergessenheit gerät, sieht man aktuell in vielen Ländern auf der Welt, und es sind – jenseits von organisierten Sondertagen der offenen Türen – keine schönen Bilder.

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