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ARCHIV - 08.02.2024, Berlin: Ein Rettungswagen der Feuerwehr fährt mit Blaulicht zum Einsatz. (zu dpa: «Viele Knochenbrüche nach Stürzen – Kliniken am Limit») Foto: Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Monika Skolimowska

Update

Potsdam im Kampf gegen das Blitzeis: Klinikum wieder im Normalbetrieb, Busverkehr über Stunden eingestellt

Blitzeis in der Nacht zum Samstag führt im gesamten Potsdamer Stadtgebiet zu Schwierigkeiten. Erst gegen Mittag entspannt sich die Lage leicht. Doch der Wetterdienst warnt: Es wird wieder glatt.

Stand:

Blitzeis und überfrierende Nässe haben am Samstag nach den Weihnachtsfeiertagen zu erheblichen Einschränkungen und überfüllten Notaufnahmen in Potsdam geführt. Der städtische Verkehrsbetrieb stellte den Busverkehr in den ersten Stunden des 27. Dezember komplett ein. Grund waren teils spiegelglatte Straßen im gesamten Stadtgebiet. Der Rettungsdienst fuhr nach Angaben der Stadtverwaltung allein nur bis 17 Uhr 82 Einsätze - eine durchschnittliche 24-Stunden-Schicht hat rund 70 Einsätze.

Das kommunale Krankenhaus Ernst von Bergmann rief am Samstagmittag wegen der Vielzahl von Notfällen einen Massenanfall von Verletzten der Notfallstufe 2 aus. Auch das St. Josefs Krankenhaus sprach auf PNN-Anfrage von einem „verdoppelten Aufkommen“ in der Notaufnahme aufgrund der Witterung. Schwerstverletzte Personen gab es in den Notaufnahmen beider Krankenhäuser bis zum Samstagnachmittag nicht.

Bis zu 86 Verletzte in der Bergmann-Notaufnahme

Die städtische Feuerwehr informierte über die sozialen Medien über Gefahren und appellierte an die Potsdamer „besonders vorsichtig“ zu sein. Allein in den Vormittagsstunden habe es bereits 25 Rettungsdiensteinsätze im Zusammenhang mit Glatteis gegeben, hieß es auf dem Instagram-Kanal der Potsdamer Feuerwehr. Laut einem Pressesprecher der Stadt seien neben allen regulären Rettungswagen in den Vormittagsstunden ein zusätzlich in Dienst genommener Rettungswagen unterwegs gewesen. Die häufigsten Einsätze waren das Szenario „Person war gestürzt“ und „Person zog sich eine Fraktur etwa an Unterarmen oder Fußgelenk zu“, so hieß es von der Feuerwehr.

Wie die Pressestelle des Bergmann-Klinikums berichtete, wurden zeitweise bis zu 86 verletzte Menschen versorgt. „In unserer Rettungsstelle wurden allein zwischen 12.23 Uhr und 18.30 Uhr rund 60 Patientinnen und Patienten versorgt, die sich aufgrund der Glätte Verletzungen zugezogen haben, zusätzlich zu vielen anderen Personen, die aufgrund anderer medizinischer Probleme behandelt werden mussten, erklärte Professor Michael Oppert, Chefarzt des Zentrums für Notfall- und Intensivmedizin des Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam.

Der Massenanfall von Verletzten der Notfallstufe 2 wurde kurz vor 16 Uhr am Samstag wieder aufgehoben, informierte das Klinikum am Samstagabend.

Zeitweise das Vierfache der üblichen Ärzteteams im Einsatz

„In der Notaufnahme kümmerten sich zeitweise zwölf Teams, bestehend aus Ärztin oder Arzt und einer Pflegekraft, um die Patientinnen und Patienten – üblich sind drei“, beschrieb Dr. Bernhard Fleischer, Leitender Oberarzt der Zentralen Notaufnahme und Katastrophenschutzbeauftragter des Klinikums die Lage am Samstag im Bergmann-Krankenhaus. Teams in zwei Operationssälen würden sich im Drei-Schicht-Betrieb ausschließlich um die unfallchirurgisch zu versorgenden Patientinnen und Patienten kümmern, so Fleischer weiter.

Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten, die sich witterungsbedingt verletzt haben, hätten stationär aufgenommen werden müssen. Rund zehn Personen wurden im Laufe des Nachmittags und frühen Abends bereits operativ versorgt., hieß es weiter von der Pressestelle des Klinikums. Zudem hätten sich insbesondere am Vormittag zahlreiche Rettungswagen in der Warteschlange zur Notaufnahme befunden, um weitere Patienten zu übergeben. Das zeigten auch Beiträge und Fotos von Potsdamern, die mehrere Rettungswagen am Bergmann-Klinikum zeigten.

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Bei den Verletzten handelte es sich laut Bergmann-Klinikum überwiegend um leicht- bis mittelschwer verletzte Personen. Im Klinikum wurde die Unfall- und Allgemeinchirurgie alarmiert, zusätzliches Personal wurde in den Dienst gestellt, auch das Team der Kinder- und Jugendchirurgie wurde für die Versorgung von Erwachsenen genutzt.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass uns diese angespannte Lage noch mindestens 24 bis 36 Stunden begleiten wird“, sagte Professor Oppert. Auch aufgrund der vielen Verletzten bat Oppert die Potsdamer eindringlich, „wenn irgend möglich zu Hause zu bleiben, Wege zu vermeiden und sich regelmäßig über die Wetterlage zu informieren“.

Häufig Schulter-, Arm- und Hüftverletzungen behandelt

Die zweite große Klinik in der Landeshauptstadt, das katholische St. Josefs-Krankenhaus der Alexianer, vermeldete am Samstag eine Verdoppelung der Patientenzahlen in der Notaufnahme. „80 Prozent der Betroffenen werden chirurgisch und orthopädisch versorgt“, sagte Alexianer-Pressesprecher Benjamin Stengl. Darunter seien sehr häufig Schulter-, Arm- und Hüftverletzungen gewesen, hervorgerufen durch Stürze mit dem Rad, aus der Haustür hinaus oder auf dem Weg zum Einkauf. „Akut schwere Notfälle aufgrund des Blitzeises sind bisher glücklicherweise noch nicht aufgetreten“, so Stengl weiter. Das Pflege- und ärztliche Team sei aber schon mit dem Samstagmorgen vorsorglich in Bereitschaft gewesen.  

Der angezeigte Massenanfall von Verletzten ist eine außergewöhnliche Notsituation, hieß es vom Klinikum. Dabei komme das Gesundheitssystem kurzzeitig an seine Kapazitätsgrenzen und arbeite nach speziellen Notfallkonzepten. Das heißt bei der Stufe 2: Die Versorgung der Verletzten übersteigt temporär den Normalbetrieb eines Krankenhauses, zusätzliches Personal wird alarmiert und bestellt. , Alarmpläne werden umgesetzt und Behandlungsabläufe angepasst, um viele Verletzte parallel versorgen zu können. Patienten werden nach Schwere ihrer Verletzung priorisiert.

„Unserer Alarmierung sind in kurzer Zeit sehr viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Haus gefolgt“, sagte der für die Bergmann-Notaufnahme verantwortliche Arzt Fleischer. Der ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Christian Kieser sagte: „Ein herzliches Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen, die sich nach der Alarmierung heute Mittag auf den Weg ins Klinikum gemacht haben, um in der Notaufnahme, im OP-Bereich, auf Station oder in anderen Bereichen zu unterstützen und Hilfe zu leisten.“

Es wird weiter glatt bleiben, warnt der Wetterdienst

Und es wird wieder glatt, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die Nacht zu Sonntag. Autofahrer müssen sich in Berlin und Brandenburg demnach weiter vor glatten Straßen in Acht nehmen. In der Nacht zu Sonntag sei erneut gebietsweise Glätte durch überfrierende Nässe möglich, im südlichen Brandenburg könne es Glatteis durch gefrierenden Sprühregen geben. Die Temperaturen sinken auf minus 2 bis minus 5 Grad. 

Am Sonntag soll dann die Sonne rauskommen, so der DWD. Die Temperaturen erreichen um die 3 Grad. In der Nacht zu Montag soll es weitgehend niederschlagsfrei bleiben. Die Temperaturen fallen auf minus 1 bis 4 Grad. Am Montag bleibt es ebenfalls meist trocken. Der DWD rechnet mit Höchstwerten von 3 bis 5 Grad. In der Nacht zu Dienstag sei gelegentlich Schneeregen oder Schneefall möglich. Die Temperaturen sinken auf bis zu minus 2 Grad, es bestehe Glättegefahr.

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