Brandenburg: und dem Ende zugewandt Der Palast der Republik ist so gut wie abgerissen
Berlin - Funken sprühen, zentimetergenau schneiden die Bauarbeiter in der Gondel mit Schweißbrennern die Halterungen des riesigen Stahlträgers durch. In zwanzig Metern Höhe schweben sie über dem Terrain, auf dem sich einst der Große Saal des Palastes der Republik in der Berliner Mitte befand.
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Berlin - Funken sprühen, zentimetergenau schneiden die Bauarbeiter in der Gondel mit Schweißbrennern die Halterungen des riesigen Stahlträgers durch. In zwanzig Metern Höhe schweben sie über dem Terrain, auf dem sich einst der Große Saal des Palastes der Republik in der Berliner Mitte befand. „Hier hat Udo Lindenberg 1983 sein legendäres Konzert gegeben“, sagt Projektleiter Michael Möller, während er zu den letzten Resten des einst größten DDR-Kulturzentrums stapft. Doch man braucht Fantasie, um sich das vorzustellen. Nach dreijährigen Abbrucharbeiten sind vom Großen Saal nur die acht Betontürme mit den Treppenhäusern geblieben, die wie riesige Zahnstocher emporragen. Und darüber liegen noch zehn Stahlträger, auf denen das Dach lastete. Seit Montag werden diese demontiert und mit Schwerlastkränen herabgelassen.
Es ist der Beginn der letzten Abbruchphase am Großen Saal. An dessen Nordseite klafft schon eine große Lücke und gibt den Blick über den Spreekanal zum Marx-Engels-Forum frei. Denn der Abbruch des Foyers, das zwischen den beiden Palastteilen – dem Großen Saal und dem früheren Volkskammersaal – lag, ist schon abgeschlossen. Rechts und links von der Lücke wird hingegen noch heftig gearbeitet: An der Ruine der Volkskammer, die direkt an die Karl-Liebknecht-Straße grenzt, werden Betonplatten getrennt und von Asbest gereinigt. Das geschieht hinter Schutzfolien, verborgen vor den Augen der vielen Passanten rund um den abgesperrten Schloßplatz. Doch umso spektakulärer ist das Bild am Großen Saal.
Jeder der aus einer Fachwerkgitterkonstruktion bestehenden Dachträger ist neunzig Meter lang, sieben Meter hoch und wiegt etwa 100 Tonnen. Zwei Schwerlastkräne ragen mit ihren Auslegern hoch darüber hinaus und lassen dicke Stahlketten herab, an denen man die Träger befestigt. Nun werden deren Halterungen durchgeschweißt, danach heben beide Kräne zugleich den Stahlkoloss aus seinen Lagerungen und lassen ihn langsam zu Boden schweben. Millimetergenau koordinieren beide Kranführer ihr Tempo mit Hilfe einer elektronischen Steuerung und per Funk. „Die Hebelkräfte bei einem derartigen Schwertransport sind gewaltig“, sagt Projektleiter Möller. „Der kleinste Fehler kann ein großes Unglück verursachen.“
Noch vierzehn Tage werde es dauern, bis der letzte Träger auf dem Sandboden liegt, meint Möller. Direkt am Spreeufer lasse man die großen Teile zerlegen und als Schrott von Schiffen abtransportieren. Recht konventionell sollen danach die verbleibenden acht Ecktürme des großen Saales mit Presslufthämmern bis zum Jahresende zerhackt werden.
Der endgültige Abbruch des Volkskammersaales dürfte nach den derzeitigen Plänen noch etwas länger dauern. Das Finale ist aber schon abzusehen. Michael Möller: „Im Frühjahr 2009 wird der Palast der Republik wohl endgültig verschwunden sein.“ Christoph Stollowsky
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