Brandenburg: 100 Kilo abgeseilt
Der Ablauf der Tat wird langsam deutlicher: Wie die Münze „Big Maple Leaf“ gestohlen wurde
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Berlin - Wie im Kinofilm „Oceans Eleven“ muss es wohl gewesen sein, als die Diebe in der Nacht auf Montag die 100 Kilo schwere „Big Maple Leaf“-Goldmünze aus dem Bodemuseum gestohlen haben. So erklären Stadtführer am Dienstagmorgen auf der Museumsinsel Touristen den Fall, der Berlin elektrisiert. „Furchtbar, ganz schrecklich“, findet Michael Scheel aus Hamburg das Verschwinden der Münze. Er sitzt schon kurz vor 10 Uhr, bevor das Bodemuseum am Tag nach dem Diebstahl wiedereröffnet, vor der Tür in der Sonne.
Dass es kein Einzeltäter gewesen sein kann, steht für die Polizei fest, schon allein durch das Gewicht. „Mit brachialer Gewalt müssen sie das Panzlerglas der Vitrine zertrümmert haben“, erzählt Polizeisprecher Winfrid Wenzel am Mittag am Tatort. Über die Bahntrasse zwischen Hackeschem Markt und Friedrichstraße gelangten die Diebe mit der Leiter auf einen Brückensockel, dann durch ein Museumsfenster direkt in die Umkleideräume der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Von dort aus ging es 150 Meter mit der Schubkarre durch das Museum bis zur Münze (siehe Grafik). Das Seil, das neben einer Leiter und der Schubkarre als Tatwerkzeug sichergestellt wurde, soll auf dem Rückweg zum Abseilen von der Gleisanlage in den Monbijoupark gedient haben, berichtete Wenzel über den aktuellen Ermittlungsstand. Zu dem Fluchtfahrzeug, was dort vermutlich gewartet hat, gibt es bisher keine konkreten Hinweise.
„Ein Diebstahl dieser Größenordnung stellt auch für die Berliner Polizei eine Herausforderung dar“, sagt Polizeisprecher Wenzel über die Tat, die eine der größten seit Jahren ist. „Der Tathergang lässt darauf schließen, dass der Ablauf genau geplant war und sich die Täter in den Räumlichkeiten des Museums und der Umgebung auskannten. Das ist nichts, was man als Passant mal eben im Vorbeigehen macht.“ Zwar waren über den gesamten Montag Spezialkräfte der Spurensicherung vor Ort, Hinweise auf die Täter oder den Verbleib der Goldmünze mit einem Materialwert von 3,7 Millionen Euro gibt es bisher allerdings nicht. Jedoch konnte an der Bahntrasse die Einschlagstelle eines schweren Gegenstandes identifiziert werden. „Ob die Diebe die Münze hier bewusst fallen lassen haben oder ihnen das Diebesgut beim Abseilen außer Kontrolle geriet, ist unklar. Auch ob sie dabei beschädigt wurde oder zerbrach, kann man bisher nicht sagen“, berichtet Wenzel. Für weitere Ermittlungen wurde ein S-Bahngleis an dieser Stelle am Dienstagnachmittag gesperrt.Julia Sergon
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Julia Sergon
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