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1,3 Prozent der Kinder bei Einschulung betroffen: Abgeordnete fordert mehr Hilfen für ADHS-Kinder in Brandenburg
Kitas und Schulen fühlen sich häufig überfordert von Kindern mit auffälligem Verhalten. Gleichzeitig gebe es zu wenig Expertise und Hilfen, kritisiert die Brandenburger Landtagsabgeordnete Melanie Matzies.
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Eine intensivere Unterstützung für Kinder, die an Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) leiden, hat die Brandenburger Landtagsabgeordnete Melanie Matzies (BSW) gefordert. Die Psychologin, die vor ihrem Einzug in das Landesparlament mehrere Fachbücher zum Umgang mit Autismus verfasst hatte, hatte sich in einer Anfrage bei der Landesregierung nach der Situation von Kindern mit Autismus-Störungen und ADHS im Land erkundigt.
Jungs wesentlich häufiger betroffen als Mädchen
Wie aus der nun vom Landtag veröffentlichten Antwort des Potsdamer Gesundheitsministeriums hervorgeht, wurde bei 1,3 Prozent der Einschüler und bei 2,6 Prozent der Jugendlichen, die an der Schulabgangsuntersuchung teilnahmen, der Befund ADS/ADHS festgestellt. Betroffen waren 1,3 Prozent der Mädchen und 3,7 Prozent der Jungen. Rund 90 Prozent der Jugendlichen mit ADS/ADHS-Befund befanden sich zur Untersuchungssituation in ärztlicher Behandlung.
„Kindergärten und Schulen klagen über Überforderungen durch Kinder mit auffälligem Verhalten“, sagte Matzies dieser Zeitung. „Hier stimmt also etwas nicht: In der Kita gibt es noch keine Diagnosen, in der Schule nicht genügend gut ausgebildete Einzelfallhelfer, zumindest in einigen Regionen.“
Auch insgesamt sei zu wenig Expertise zu autistischem Verhalten vorhanden. Es fehlten Kenntnisse, wie man mit ADHS effektiv umgehe. Dazu gebe es zu wenig externe Hilfen. „Momentan existiert leider keine Möglichkeit, dass ein Träger in Brandenburg eine Beratungsstelle eröffnen kann, da das abrechnungstechnisch nicht möglich ist“, so Matzies. „Hier müssen wir dringend etwas ändern.“ Ansonsten müssten Eltern privat bezahlen. „Und es kann ja nicht sein, dass man Eltern, die eh schon belastet sind, nicht einmal eine einmalige professionelle Beratung anbieten kann.“
Aus Sicht der Abgeordneten, die 25 Jahre im Bereich Autismus aktiv war, braucht es auch eine bessere Ausbildung von Therapeuten. „Bei einer wöchentlichen Therapie von 50 Minuten wird sich für die Kinder nichts ändern, ganz im Gegenteil“, sagte Matzies. „Ihr Gefühl ,Ich bin nicht richtig´ verstärkt sich, und sie werden alleingelassen.“ Es müsse Aufgabe sein, diese Kinder in die Gesellschaft zu integrieren – trotz schwieriger Rahmenbedingungen.
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